In den USA wurde einem Menschen zum ersten Mal erfolgreich das Herz eines Schweins transplantiert. Experten sprechen von einem Meilenstein in der Transplantationschirurgie.
Erstmalig wurde einem Menschen erfolgreich das Herz eines Schweins transplantiert. Das berichten Ärzte der medizinischen Fakultät der University of Maryland, wo die Operation am vergangenen Freitag (7. Januar) stattgefunden hat. Dem 57-jährigen Empfänger des Spenderherzens, der an Herzinsuffizienz im Endstadium litt, soll es den Medizinern zufolge bisher gutgehen. Zu einer hyperakuten Abstoßungsreaktion, die bei derartigen Transplantationen auftreten kann, kam es nicht. Laut Angaben der Chirurgen war die Transplantation die einzige Möglichkeit, das Leben des Patienten zu verlängern.
Im Spenderschwein der Firma Revivicor wurden drei Gene abgeschaltet, die für eine antikörpervermittelte Abstoßung von Schweineorganen durch den menschlichen Körper verantwortlich sind. Um ein übermäßiges Wachstum des Schweineherzens zu verhindern, wurde ein weiteres Gen stillgelegt. Sechs humane Gene für die Immunakzeptanz des Schweineherzens wurden dagegen in das Erbgut eingefügt.
Bereits vor einigen Monaten sorgte eine Nierentransplantation für Aufsehen. Dabei wurde eine genetisch modifizierte Schweineniere mit dem Blutkreislauf einer hirntoten Frau verbunden. Nach 54 Stunden wurde das Experiment beendet und die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet (wir berichteten). Unter Experten war damals umstritten, ob es sich bei dem Experiment um einen echten medizinischen Durchbruch handelt. Denn es blieb unklar, ob die Niere auch tatsächlich die für den Organismus so wichtige Filterleistung erbringen könnte.
Bei der Transplantation des Schweineherzens sieht das jetzt anders aus. „Dieses Ereignis ist als ein Meilenstein in der Transplantationschirurgie zu werten“, erklärt etwa Prof. Uta Dahmen, Leiterin der Experimentellen Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Jena. „Seit mehreren Jahrzehnten wurde ein hoher Forschungsaufwand betrieben, um dieses Ziel zu erreichen.“
Einschränkend erklärt Dahmen allerdings: „Das Überleben eines Patienten für drei Tage ist nicht gleichbedeutend mit der Einführung eines neuen Verfahrens in die klinische Routine.“ Nach diesem ,Proof of Principle‘ müssten komplexe und sehr kostenträchtige klinische Studien durchgeführt werden, um den Nutzen dieses Verfahrens zu zeigen, so Dahmen weiter. „Dazu gehört als Erstes der Beweis von Langzeitüberleben dieses ersten Patienten, bevor man ein weiteres Organ in einen zweiten Patienten transplantiert.“
Auch Dr. Konrad Fischer, Leiter der Sektion Xenotransplantation an der Technischen Universität München äußert sich positiv: „Aus unserer Sicht ist dies ein großartiger Erfolg für die Xenotransplantation […]. Die Xenotransplantation erreicht nun die klinische Anwendungsphase und kann das Leben von zahlreichen Menschen retten.“
Bildquelle: Diego San, Unsplash