Auch Asthma richtet sich nach der zirkadianen Uhr. Oftmals sind die asthmatischen Anfälle in der Nacht besonders schlimm. Aber woran liegt das?
Bei Patienten mit Asthma verschlimmern sich häufig die asthmatischen Symptome in der Nacht – bekannt als nächtliches bzw. nokturnales Asthma (wir berichteten). Dabei handelt sich um keine eigenständige Form des Asthmas; vielmehr hebt die Bezeichnung die im Vordergrund stehenden Symptome abhängig von der Tageszeit hervor. Denn diese sind auffällig: Mehr als 50 Prozent der Asthma-Tode erfolgen in der Nacht. Eine japanische Forschergruppe der Tohoku University hat sich das Phänomen nun genauer angeschaut. Das Schlafhormon Melatonin scheint hier eine wichtige Rolle zu spielen.
Häufig leiden Asthma-Patienten an Bronchokonstriktion. Um diese Symptomatik zu lindern, nehmen sie Bronchodilatatoren, meist per Inhalator ein. Und hier kommt Melatonin ins Spiel: Es ist ein wichtiges Schlafhormon, dessen Einnahme auch bei Insomnie empfohlen wird. Das Hormon steigt in seiner Konzentration während des Schlafens an und schwächt den positiven Effekt der Bronchodilatation durch die Aktivierung des Melatonin-MT2-Rezeptors.
Die Forschergruppe führte ihre Untersuchung an glatter Atemwegsmuskulatur des Menschen wie auch an der von Meerschweinchen durch. Um die Rolle des Melatonin-MT2-Rezeptors zu untersuchen, schauten sie sich die vermehrte Expression des Rezeptors in der glatten Muskulatur des Respirationstrakts an. Sie konnten beobachten, dass die Aktivierung des Melatoin-MT2-Rezeptors mit höheren Dosen von Melatonin (10 bis 100 µM) oder dem Melatonin-Rezeptor-Agonisten Ramelteon (10 µM) die Bronchokonstriktion besonders verstärkte. Hinzu kam, dass Melatonin die entspannende Wirkung des bronchodilatatorischen Beta-Adrenozeptor-Agonisten abschwächte.
Wichtig: Die Melatonin-Konzentration im Plasma war zwischen 3 und 4 Uhr morgens am höchsten. In diesem Zeitraum kann auch eine Häufung der schwersten asthmatischen Anfällen beobachtet werden.
„Obwohl die Serumkonzentration von Melatonin die Atemwegsverengung nicht signifikant induzierte, verschlimmerten höhere Dosen von Melatonin, das klinisch zur Behandlung von Schlaflosigkeit, Jetlag oder Krebs verwendet wird, die Asthmasymptome und beeinträchtigten die therapeutische Wirkung von Bronchodilatatoren“, sagt Prof. Kentaro Mizuta, Autor der Studie. „Die pharmakologische Therapie, die den Melatonin-MT2-Rezeptor blockiert, könnte die schädliche Wirkung von Melatonin auf die Atemwege hemmen“, fügt Erstautor Haruka Sasaki hinzu.
Bis zur tatsächlichen pharmakologischen Therapie kann es aber wohl noch dauern. Denn auch diese Studie hat ihre Limitierungen: So wurden keine in vivo Experimente zur Kontraktion des glatten Muskelgewebes durch den Melatonin-MT2-Rezeptors im Respirationstrakt durchgeführt. Außerdem wird dem Schlafhormon nachgesagt, dass es eine anti-inflammatorische Wirkung in den Atemwegen hätte, erklären die Autoren. Bisher sei aber unklar, ob diese Eigenschaft den Effekt auf die glatte Muskulatur in den Atemwegen ausgleichen könne, so die Autoren.
Es ist also noch Luft nach oben beim Aufschluss über die Rolle von Melatonin bei nokturnalem Asthma.
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