Um Typ-2-Diabetes zu vermeiden, sollten Prädiabetiker mit hohem Risiko eine besonders intensive Lebensstil-Intervention eingehen. Eine deutsche Studie zeigt jetzt, wie wichtig die individualisierte Diabetesprävention ist.
Mehr Bewegung und gesundes Essen hilft vielen Menschen mit Prädiabetes, ihre Blutzuckerwerte wieder zu normalisieren und eine Erkrankung an Typ-2-Diabetes zu vermeiden. Aber nicht jeder profitiert von einer herkömmlichen Lebensstil-Intervention (LI). Aktuelle Studien zeigen, dass es bereits beim Prädiabetes verschiedene Subtypen mit unterschiedlichen Risikoprofilen gibt. Forscher des Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) haben daher in einer multizentrischen randomisierten kontrollierten Studie untersucht, ob Personen mit Prädiabetes und einem hohen Risiko (HR) von einer Intensivierung der Intervention profitieren und wie sich bei Menschen mit einem niedrigen Risiko (LR) eine konventionelle LI im Vergleich zu keinen Lebensstiländerungen auswirkt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Diabetes erschienen.
Die LI dauerte jeweils 12 Monate und die Nachbeobachtungszeit betrug weitere zwei Jahre. Insgesamt wurden 1.105 Personen mit Prädiabetes an verschiedenen Studienorten in Deutschland untersucht und anhand der Insulinsekretion, Insulinsensitivität und des Leberfettgehalts in einen HR- oder LR-Phänotyp eingeteilt. 82 % der Teilnehmer beendeten die Studie.
Menschen mit einem hohen Risiko – diese Personen produzieren zu wenig Insulin oder leiden an einer Fettleber mit Insulinresistenz – erhielten nach dem Zufallsprinzip eine konventionelle LI gemäß dem Diabetes-Präventionsprogramm (DPP) oder eine intensivierte Intervention mit Verdoppelung der erforderlichen Bewegung. Dabei zeigte sich, dass mehr Bewegung Menschen (Intensive LI) mit hohem Risiko hilft, ihre Blutzucker- und kardiometabolischen Werte zu verbessern und das Fett in der Leber bis in den Normalbereich zu reduzieren. Eine konventionelle LI wirkt weniger gut.
Personen mit einem niedrigen Risiko absolvierten eine herkömmliche LI oder nahmen an einer Kontrollgruppe teil, die nur eine einmalige kurze Beratung erhielt. „Nach drei Jahren normalisierte sich bei Probanden mit der konventionellen LI die Glukosetoleranz eher bei als Personen der Kontrollgruppe“, so Prof. Hans-Ulrich Häring vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung und Letztautor der Studie. Bei der Insulinempfindlichkeit und -Sekretion, dem Leberfettgehalt und dem kardiometabolischen Risiko zeigten sich kaum Unterschiede.
„Unsere Studienergebnisse zeigen, dass eine individualisierte, auf dem Risikophänotyp basierende LI für die Diabetesprävention vorteilhaft ist“, fasst Studienleiter Prof. Andreas Fritsche vom Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen bei Helmholtz Munich an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen die Ergebnisse zusammen. „Für eine erfolgreiche Prävention müssen wir zukünftig die Hochrisikopatienten identifizieren und eine intensivierte Lebensstilintervention auf diese konzentrieren.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Die Originalpublikation haben wir euch im Text und hier verlinkt.
Bildquelle: Arek Adeoye, unsplash