Glühwein, Lebkuchen und ein ordentlicher Gänsebraten schmeicheln nicht gerade Figur und Leber. Der DocCheck Knecht Ruprecht möchte für Zucht und Ordnung sorgen und euch vor weihnachtlichen Gefahren warnen.
„Alle Jahre wieder …“: Das bekannte Weihnachtslied wird dieses Jahr mit einem etwas bitteren Beigeschmack gesungen. Wie auch letztes Jahr müssen wir die Weihnachtszeit unter COVID-19-Bedingungen feiern. Es wird also weiterhin viel in der Bude gesessen – ohnehin haben sich viele Menschen während der letzten zwei Jahre weniger bewegt oder auch mal häufiger zum Alkohol gegriffen und so an „Corona-Kilos“ zugelegt.
Prof. Michael P. Manns, Leberexperte und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung, erklärt: „Die fettigen und süßen Gerichte, die nach alten Rezepten zubereitet werden, vergrößern oftmals das Risiko für Übergewicht. Starkes Übergewicht ist eine der Hauptursachen für die Entstehung einer nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD), der bei Erwachsenen und Kindern am stärksten zunehmenden Lebererkrankung in Deutschland. Eine Fettleber kann sich entzünden (Fettleberhepatitis), aus einer chronischen Leberentzündung resultiert nicht selten eine Leberfibrose, welche wiederum eine Leberzirrhose zur Folge haben kann. Die Fettleberhepatitis führt außerdem zu einem erhöhten Risiko für Leberzellkrebs. Und wir dürfen nicht vergessen, dass starkes Übergewicht gleichzeitig auch einer der Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf ist.“
Damit die weihnachtliche Kombination aus Gemütlichkeit und Leckereien nicht zu sehr auf die Gesundheit schlägt, hat die Deutsche Leberstiftung einige Tipps für die festlichen Feiertage parat: Maßhalten und langsam und bewusst essen. Denn das Sättigungsgefühl setzt häufig erst nach 15 Minuten ein. Alternativ kann man das Festmahl mit Salat, leichten Suppen und Gemüse abrunden; anstelle der fett- und zuckerreichen Traditionen. Der größte Teil des Weihnachtsessens sollte aus Nüssen, Trockenfrüchten und frischen Bestandteilen bestehen. Bei den selbstgebackenen Leckereien kann auch der Zuckeranteil reduziert oder ein alternatives Süßungsmittel genutzt werden. Damit man nicht auf Schokolade verzichten muss, können leckere Fruchtspieße in flüssige Zartbitterschokolade gedippt werden.
Wenn die Schlemmereien unverzichtbar sind, gibt es eine alternative Methode: Die Kalorien-Restriktion. Die Fachzeitschrift Science veröffentlichte jüngst ein Review zu dieser Ernährungsweise. Weniger Kalorien zu sich zu nehmen, ohne dabei in eine Mangelernährung zu fallen, hält demnach jung und gesund. Verbunden wird diese Diät auch mit einer längeren Lebensspanne. Um das zu erreichen, gibt es verschiedene Diätformen: Intervall-Fasten, Scheinfasten-Diät, Ketogene-Diät oder die Restriktion von Proteinen und essenziellen Aminosäuren. Aus wissenschaftlicher Sicht hat noch keine dieser Diäten Hand und Fuß in Hinblick auf Anti-Aging; und oft müssen Diäten individuell auf Körper und Person abgestimmt werden. Doch eins ist sicher: Die Kalorienzufuhr in einem gesunden Maße zu reduzieren, kann nicht schaden.
Wichtig ist auch Bewegung: Anstelle des Weihnachtsprogramms im Fernsehen, könnte man auch einen ausgiebigen Spaziergang oder eine Radtour einlegen. „Eine dänische Studie belegt, dass die Gesamt-Cholesterol-Werte nach Weihnachten und Neujahr oft erhöht sind. Der LDL-Wert – ‚das schlechte Cholesterin‘ – war sogar um 20 Prozent erhöht“, erklärt Manns.
Neben Festmahl und Leckereien fließt dann auch noch in Hülle und Fülle der Alkohol – wer aber trinkt, fühlt sich an den Feiertagen nicht unbedingt besser. Wieso konsumieren Menschen überhaupt so viel Alkohol? Zwar sind Gruppenzwang und Geselligkeit eine der zahlreichen Gründe, doch viele vertreiben hierdurch auch Kummer und Sorgen. Langfristig ist das keine gute Idee, doch kann Alkohol für einen kurzen Zeitraum vielleicht nutzen?
Eine Studie untersuchte dafür 110 Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren, die nach eigenen Angaben mindesten einmal pro Woche Alkohol konsumierten. Die Hälfte der Probanden litt an einer Borderline-Störung. Die Teilnehmer sollten während des Untersuchungszeitraums eine Art elektronisches Tagebuch führen und Fragen beantworten – nach dem Aufwachen, nach einem Glas Alkohol, sowie zu sechs weiteren zufällig gewählten Zeitpunkten des Tages. Durch den Vermerk des Alkoholkonsums erhielten sie dann vier zusätzliche Befragungen zum emotionalen Befinden über einen Zeitraum von drei Stunden. Auch die Frage, wieso sie nun zum Alkohol griffen und ob sie sich erhofften, dass es ihnen dadurch besser ginge, war darin vorhanden.
Zwar waren die Probanden zu Beginn davon überzeugt, dass Drinks die negativen Gefühle wie Schwermütigkeit oder Ängstlichkeit mildern, doch bei genauerem Nachfragen sah das anders aus: Fragte man direkt nach, ob sie nervös seien oder sich niedergeschlagen fühlten, zeigte sich, dass die depressiven oder angsterfüllten Gefühle nicht abnahmen; oder sich gar verschlimmerten.
Alkohol vertreibt eben nicht Kummer und Sorgen, sondern kann auch einige finstere Gemütszustände verschlimmern – eher nicht wünschenswert für die Weihnachtstage. Also ist es vielleicht eine bessere Idee, zu einer heißen Schokolade oder einem köstlichen Apfelpunsch zu greifen.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten! Mögen Glück, Gesundheit und Freude euch ins neue Jahr begleiten.
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