Voraussetzung für eine erfolgreiche Nierentransplantation ist neben der Blutgruppenverträglichkeit eine möglichst weitgehende HLA-Kompatibilität, wobei sich deren Grad in der Regel aus der Summe kompatibler HLA-A-, -B- und -DR-Loci von Empfänger*in und Spender*in errechnet. Ein guter „HLA-Match“ geht mit einer besseren Transplantatfunktion und -überlebenszeit einher. Dies gilt insbesondere für Patient*innen mit präformierten Spender*innen-spezifischen Antikörpern.
Mittlerweile stellt ein stark positiver „Crossmatch“ im Mikro-Lymphozytotoxizitäts-Test als Zeichen für das Vorhandensein Spender*innen-spezifischer HLA-Antikörper keine Kontraindikation für eine Nierentransplantation mehr dar, was angesichts des Mangels an Spender*innen die Wartezeit für Patient*innen mit einem immunologischen Hochrisikoprofil verkürzen kann. Die Durchführung immunologisch eigentlich inkompatibler Organtransplantationen erfordert dennoch einen erhöhten Aufwand, da eine Desensibilisierung der Empfängerin oder des Empfängers sowohl in Vorbereitung auf den Empfang einer Lebend- als auch einer postmortalen Spende notwendig wird.
Strategien zur Desensibilisierung umfassen die Gabe von hochdosierten intravenösen Immunglobulinen (IVIG), die Plasmapherese ggf. plus IVIG und die Immunadsorption oftmals kombiniert mit der Gabe von Rituximab mit dem Ziel, bis zum Transplantationszeitpunkt vorhandene Antikörper weitestgehend zu entfernen bzw. die Antikörper-Neubildung zu unterdrücken. Des Weiteren besteht die Möglichkeit zur Prävention Antikörper-vermittelter Abstoßungen mittels Eculizumab, einem Antikörper gegen den Komplementfaktor C5.
Seit 2017 ist Imlifidase zur Vermeidung der Transplantatabstoßung bei als hochimmunisiert einzustufenden Nierentransplantatempfänger*innen zugelassen. Die Cysteinproteinase Imlifidase spaltet selektiv Immunglobulin G und inhibiert so die Komplement-vermittelte (CDC) und antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC).
Die Drei-Jahres-Daten von Nierentransplantatempfänger*innen, die Imlifidase im Vorfeld bei zuvor HLA-inkompatibler Transplantation erhalten haben, belegen den Nutzen dieser Desensibilisierungsstrategie: das Transplantatüberleben lag bei 84 %, das Patient*innenüberleben bei 90 % und die durchschnittliche geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) betrug 55 ml/min/1,73 m2. In der Subgruppe der Patient*innen mit positiver Kreuzprobe (n = 39) lag das Patient*innen- und Transplantatüberleben zwischen 77–93% bzw. 85–89% sowie die eGFR bei 49–61 ml/min/1,73 m2. Die als hoch sensibilisiert eingestuften Patient*innen erzielten vergleichbare Ergebnisse nach Transplantation, allerdings trat bei 38 % eine antikörpervermittelte Abstoßungsreaktion (AMR) auf – die meisten davon (28 %) im ersten Monat nach der Transplantation.
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