Für Diabetes-Patienten gibt es bislang keine Medikamente, die die Insulin-Empfindlichkeit im Gehirn wiederherstellen. Forscher haben nun einen vielversprechenden Kandidaten ausfindig gemacht: Empagliflozin.
Das Gehirn hat einen entscheidenden Einfluss auf unser Essverhalten und unseren Stoffwechsel. Reagiert das Gehirn empfindlich auf Insulin, isst man weniger und speichert Fett weniger stark am Bauch. Bei Menschen mit Übergewicht bzw. Typ-2-Diabetes wirkt das Hormon im Gehirn jedoch nicht mehr und die Insulinresistenz führt zu einem gestörten Stoffwechsel.
Bislang ließ sich eine Insulinresistenz im Gehirn nicht mit Medikamenten behandeln. Eine Forschungsgruppe untersuchte daher, ob ein Diabetes-Medikament der Gruppe der SGLT2-Hemmer die Resistenz im Gehirn aufheben kann. SGLT2-Hemmer senken den erhöhten Blutzucker bei Diabetes durch vermehrte Ausscheidung von Zucker mit dem Urin und haben einen günstigen Einfluss auf das Herz, den Kreislauf und die Nieren.
In einer randomisierten, verblindeten Studie erhielten 40 Studienteilnehmer mit Prädiabetes das Medikament Empagliflozin oder einen Placebo über acht Wochen. Überprüft wurden sowohl die Insulin-Empfindlichkeit des Gehirns vor und nach der Behandlung als auch die Fettverteilung. Dazu bekamen die Untersuchten über ein Nasenspray Insulin.
Das Ergebnis war eindeutig: „Während die Placebo-Gabe keinen Einfluss auf die Insulinwirkungen im Gehirn hatte, verbesserte die Empagliflozin-Behandlung die Wirkung des Hormons auf die Gehirnaktivität signifikant“, fasst Erstautorin Dr. Stephanie Kullmann die Ergebnisse der Studie zusammen. Durch die Gabe von Empagliflozin verbesserte sich auch der Nüchternglukose-Wert und der Fettgehalt der Leber nahm ab. Obwohl der SGLT2-Hemmer das Gewicht nicht senkte, reduzierte sich der Körperfettgehalt.
„Unsere Untersuchungen bestätigen die Insulin-Resistenz im Gehirn bei Menschen mit Prädiabetes“, sagt Letztautor Prof. Martin Heni. „Die Behandlung mit Empagliflozin konnte die Insulin-Empfindlichkeit wiederherstellen. Diese Ergebnisse positionieren SGLT2-Hemmer als ersten möglichen pharmakologischen Ansatz zur Behandlung einer Insulin-Resistenz im Gehirn. Die erhöhte Insulin-Sensitivität trägt auch zu einem verbesserten Stoffwechsel des Körpers bei.“
Im nächsten Schritt wollen die Forschenden untersuchen, ob die verbesserte Insulinwirkung im Gehirn auch an den günstigen Effekten von SGLT2-Inhibitoren an Herz und Niere beteiligt ist.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Die Originalpublikation findet ihr hier.
Bildquelle: Andreas Haslinger, unsplash.