Migräne kann viele Ursachen haben. Eine aktuelle Studie spricht nun die Pyramidenzellen vom Verdacht frei, Auslöser einer Aura zu sein.
Rund jeder Zehnte in Deutschland leidet unter Migräne. Die Auslöser des episodischen Kopfschmerzes können vielfältig sein, oftmals spielen aber erbliche Faktoren eine große Rolle. Ein Drittel der Erkrankten leidet zusätzlich unter neurologischen Symptomen, wie etwa einer Migräne-Aura: Ein vorübergehendes Flimmern vor den Augen, das vor dem Kopfschmerz eintritt und typischerweise zwischen 15 und 30 Minuten andauert.
Im Gehirn lässt sich während dieser Auren ein typisches Aktivitätsmuster beobachten. Nachdem eine starke Erregungswelle wie ein Tsunami über die Hirnrinde gezogen ist, folgt eine große Stille.
Ein Forschungsteam wollte die zugrundeliegenden Mechanismen der Auren begreifen und untersuchte die neuronale Akivität bei sogenannten Migräne-Mäusen. Zunächst beobachteten die Wissenschaftler das gleiche Schema bei während der Auren: „Eine heftige Aktivitätswelle gefolgt von einer Ruhephase“, bestätigt Studienleiter Prof. Tobias Freilinger. Die Migräne-Mäuse wiesen, wie Patienten mit einer bestimmten erblichen Form der Erkankung, einen Gendefekt auf. Der Fehler im Erbgut führt dazu, dass bestimmte Membranporen – sogenannte Natriumkanäle – stärker durchlässig werden.
Die Forscher beobachteten bei den Mäusen, dass bestimmte Nervenzellen dadurch übermäßig aktiv wurden. „Allerdings nicht alle Neurone, sondern nur die, die Aktivität sogenannter Pyramidenzellen hemmen“, berichtet Freilinger. „Eine Überraschung für uns: Bislang hatte man überwiegend Pyramidenzellen unter Verdacht, Auslöser der Migräne-Auren zu sein“, sagt Co-Studienleiter Prof. Nikolaus Plesnila.
Die krankhafte Hirnaktivität bei den Mäusen besserte sich, als die Wissenschaftler eine Substanz verabreichten, die die übermäßige Natriumkanalaktivität blockiert. „Damit haben wir einen Ansatzpunkt für die medikamentöse Behandlung von Patientinnen und Patienten – zumindest bei dieser bestimmten Form der Migräne“, schlussfolgert die Co-Erstautorin Dr. Ulrike Hedrich-Klimosch. „Unsere Erkenntnisse tragen dazu bei, den generellen Auslösemechanismus von Migräne-Auren zu entschlüsseln“, erklärt Dr. Eva Auffenberg, eine der Erstautorinnen der Studie.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Hertie-Instituts für klinische Hirnforschung (HIH). Hier findet ihr die Originalpublikation.
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