In Sachen Corona bleibt es kompliziert: Es gibt Unsicherheiten zur möglichen Impfstoffknappheit, zum Umgang mit Geboosterten und zum Booster-Shot an sich. Hier unser Überblick für euch.
Die derzeitige Pandemie-Situation bietet Grund genug, sich einen Überblick über den Vorrat an Corona-Impfstoffen zu machen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach zufolge gebe es für das erste Quartal 2022 einen erheblichen Impfstoffmangel, da die Vorgängerregierung zu wenig bestellt habe. Laut Spiegel habe Lauterbach das gegenüber den Gesundheitsministern der Länder gesagt.
In den ARD-Tagesthemen ergänzte er: „Diesen Impfstoffmangel zu beseitigen, daran arbeite ich bereits seit Tagen.“ Dabei sehe es ab der letzten Dezemberwoche bereits kritisch aus. „Die Mengen reichen nicht, um die Booster-Impfkampagne zu fahren.“
Malte Kreutzfeldt, taz-Redakteur und Leiter des Wirtschafts- und Umweltressorts, meldet sich via Twitter zum vermeintlichen Dilemma zu Wort:
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Laut Angaben des Bundesgesundheitsministeriums seien allein in den letzten Wochen fast 19 Millionen Impfdosen mehr ausgeliefert als verimpft worden. „Und in dieser und den beiden nächsten Wochen kommen laut BMG noch einmal über 40 Millionen Dosen dazu (wenn Moderna komplett zum Boostern genutzt wird)“, schreibt er im Thread. „Das ist mehr, als man braucht, um alle bisher Geimpften zu boostern.“
Er begründet diese Diskrepanz mit zwei möglichen Erklärungen: Einerseits könne die Lieferung im Dezember geringer ausfallen als bisher vom BMG angegeben oder ein Teil der gelieferten Impfdosen könnte ungenutzt weggeworfen sein. Mehr Klarheit könnte die Bundespressekonferenz am Donnerstag (16. Dezember 2021) liefern.
Deutschlandweit haben alle Bürger ein Angebot für eine Auffrischimpfung, wenn die vollständige Impfung gegen SARS-CoV-2 bereits sechs Monate zurückliegt. Doch dieser Zeitraum variiert in einigen Bundesländern. Die STIKO hatte bereits eine Verkürzung auf 5 Monate, bei ausreichender Kapazität oder im Einzelfall, empfohlen. Die EMA empfiehlt hingegen einen heterologen Booster in einem Zeitraum von 3 bis 6 Monaten nach einer Erstimmunisierung. Während in fast allen Bundesländern die Regelung einer Frist zwischen 5 und 6 Monaten für den Booster eingehalten wird, ist diese in Nordrhein-Westfalen deutlich verkürzt worden: So ist ein Auffrischimpfung bereits vier Wochen nach der Zweitimpfung möglich – oder doch nicht? Das NRW-Gesundheitsministerium stellte kurz nach der Meldung klar, dass der Booster doch erst nach 5 Monaten empfohlen werde; gelunge Kommunikation sieht anders aus, bemängeln Kritiker.
Die Angabe zum verkürzten Impfintervall orientiere sich an der aktuellen STIKO-Empfehlung und gelte insbesondere für immunsupprimierte Personen mit einer stark verminderten Immunantwort bereits vier Wochen nach der zweiten Impfung. Es handele sich bei den vier Wochen lediglich um eine Untergrenze, nicht um eine Empfehlung. „Eine Auffrischungsimpfung ist für Personen gedacht, die nach Abschluss der ersten Impfserie einen ausreichenden Schutz aufgebaut haben, der dann aber im Laufe der Zeit abgenommen hat“, erklärt Dr. Christine Dahlke, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Sektion Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg, auf Anfrage des Science Media Center. „Wenn Personen nach ihrer ersten Impfstoffserie keinen oder nur einen unzureichenden Schutz aufgebaut haben, kann eine dritte Impfung nach vier Wochen verabreicht werden. Dieses ist aber keine Boosterimpfung und sollte nicht mit der Diskussion bei der Boosterimpfung vermischt werden.“ Bisher gibt es auch keine klinischen Ergebnisse zu einem Intervall von vier Wochen zwischen zweiter und dritter Dosis.
Nach heftiger Kritik hat das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen seine Empfehlung damit nochmals konkretisiert: Ein Mindestabstand von vier Wochen sei in „Einzelfallentscheidungen aufgrund einer medizinischen Indikation“ weiterhin möglich. Für alle anderen gelte ein Mindestabstand von 5 Monaten.
In der Gesundheitsminister-Konferenz wurde nun entschieden: Die Testpflicht entfällt bundesweit nach Booster-Impfung – auch bei 2G-plus-Konzepten. Diese Regelung gelte für alle Geimpften 15 Tage nach Erhalt der Auffrischimpfung. Ausnahmen gelten aber für Pflegeheime und Krankenhäuser. Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern haben die Testpflicht für Geboosterte bereits ausgesetzt. Diese erleichtere Regelung soll spätestens nach zwei Monaten anhand der dann herrschenden Pandemiesituation bewertet und entsprechend angepasst werden.
Die aktuelle bundesweite 7-Tage-Inzidenz liegt laut Angaben des RKI bei 353,0 – wobei sich diese innerhalb der Bundesländer stark unterscheidet. So ist sie in Thüringen mit 952,6 am höchsten und in Schleswig-Holstein mit 160,8 am geringsten. Innerhalb eines Tages verzeichneten die Ämter 51.301 neue COVID-19-Fälle sowie 453 neue Todesfälle.
Zudem gab das RKI an, dass 21.900 von 25.005 Betten belegt seien. Davon sind 4.892 Intensivpatienten, das entspricht etwa 22 % der belegten Betten. Davon wiederum werden 2.714, bzw. 55 % der COVID-19-Intensivpatienten invasiv beatmet. Die Hospitalisierungsinzidenz liegt dadurch bei 5,21. Am höchsten ist sie mit 18,49 in Thüringen, am niedrigsten in Niedersachsen mit 2,97.
Mittlerweile sind mindestens 58 Millionen Menschen bzw. 69,8 % der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Mindestens 21,5 Millionen Menschen bzw. 25,9 % erhielten eine zusätzliche Auffrischungsimpfung. Aktuell liegt der Anteil der Ungeimpften bei 27,2 % bzw. etwa 22,6 Millionen Menschen. Dem hingegen haben 60,6 Millionen Menschen (72,8 %) mindestens eine Impfdosis erhalten. Für Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren steht bisher noch kein zugelassener Impfstoff zur Verfügung; diese Gruppe macht etwa 4,8 % der Bevölkerung aus. Die Impfquoten unterscheiden sich auch hier innerhalb der Bundesländer: In Bremen ist sie beim Anteil der mindestens einmal Geimpften am höchsten mit 85,3 %, in Sachsen mit 62,0 % am niedrigsten.
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