Es ist bekannt, dass chronische Erkrankungen wie die Epilepsie mit einer insgesamt schlechteren Lebensqualität für die Betroffenen einhergehen.1 Zudem konnten Studien einen Zusammenhang zwischen einer Epilepsieerkrankung und einem erhöhten Risiko für psychiatrische Komorbiditäten wie etwa Depressionen und Angststörungen aufzeigen.1–5
Eng verknüpft: Epilepsie und psychische ErkrankungenEine Querschnittstudie zeigte an einer Kohorte von insgesamt 71.000 Männern, darunter 650 mit Epilepsie, dass an Epilepsie erkrankte Männer überproportional häufiger an Depressionen litten, als gleichaltrige gesunde Männer. Dabei wiesen vor allem unbehandelte Epilepsiepatienten eine höhere Komorbiditätsrate auf.2 Aber auch Frauen mit Epilepsie erkranken häufiger an psychischen Begleiterkrankungen – dabei kann beispielsweise eine Schwangerschaft noch eine zusätzliche Rolle in der psychischen Gesundheit spielen.1-3 Eine norwegische Studie etwa konnte zeigen, dass schwangere Frauen mit Epilepsie häufiger als gesunde Schwangere an Depressionen erkrankten.3
Trotz dieser erhöhten Anfälligkeit, erhalten Epilepsiepatient*innen seltener als gesunde Menschen eine medikamentöse Therapie für psychische Erkrankungen3,4 Das scheint mitunter auch an Angst vor prokonvulsiven Effekten von Arzneimitteln wie Antidepressiva zu liegen – obwohl ein solcher Zusammenhang für die meisten Medikamente nicht besteht.4 Doch lässt sich die Lebensqualität von Betroffenen auch unabhängig von einer medikamentösen Therapie verbessern?
Mehr als nur Medikation: Die Rolle der PsychotherapieEin Cochrane Review hat sich genau mit dieser Frage auseinandergesetzt und untersuchte in wie weit eine Psychotherapie Auswirkungen auf die Lebensqualität von Menschen mit Epilepsie hat. Zur Auswertung wurden 11 weltweit durchgeführte Studien mit insgesamt 643 Jugendlichen und Erwachsenen mit Epilepsie herangezogen. Die Analyse ergab, dass eine klinisch bedeutsame Verbesserung der Lebensqualität durch eine Psychotherapie bei Epilepsiekranken erreicht werden kann.1
Auch für die Deutsche Epilepsievereinigung ist der Zusammenhang zwischen eingeschränkter Lebensqualität und psychischen Begleiterkrankungen bei Epilepsiepatient*innen ein wichtiges Thema. Sie stellt deshalb ein Informationsblatt zur Verfügung, das wertvolle Tipps für Betroffene enthält. Dieses können Sie hier herunterladen und Ihren Patient*innen zur weiteren Entscheidungsfindung mitgeben.
FazitPsychische Begleiterkrankungen im Zusammenhang mit einer Epilepsieerkrankung sind nicht selten und können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken. Diese sind jedoch in der Regel gut psychotherapeutisch behandelbar, sodass Sie mit entsprechender Aufklärung Ihren Patient*innen zu mehr Wohlbefinden verhelfen können.
Referenzen:
Michaelis, R et al. Psychological treatments for people with epilepsy. Cochrane Database Syst Rev. 2017; 2017(10):CD012081.
Bildnachweis: iStock / metamorworks