Von Tetrazyklinen ist bekannt, dass sie Verfärbungen der Zähne verursachen. Auch andere Pharmaka, Erkrankungen, Nahrungsbestandteile oder Drogen verfärben die Zähne. Die charakteristischen Farbnuancen eröffnen zusätzliche Diagnosemöglichkeiten.
Die Ursachen für Zahnverfärbungen sind vielfältig, wobei zwischen extrinsisch und intrinsisch bedingten Verfärbungen unterschieden wird. Im Falle extrinsischer Ursachen lagern sich organische oder anorganische Substanzen der Zahnoberfläche an oder werden in der Folge in die Schmelzstruktur integriert.
Fluoridtabletten werden im Säuglings- und Kindesalter zur Zahnhärtung empfohlen. Wenn es die Eltern besonders gut meinen, steigern sie die Dosis. Die Folge der überhöhten Fluoridmenge in der Zahnbildungsphase sind kleine weiße Flecken im Zahnschmelz. Zahnverfärbungen können auch durch Ablagerungen auf der Schmelzoberfläche entstehen. Der Arzneistoff lagert sich auf den Zähnen ab und färbt diese. Bekannt ist das beispielsweise für flüssige Zubereitungen mit Eisensalzen. Auch Mundspüllösungen mit Zinn(fluorid) können die Zähne trüben. Besonders wenn der Anwender eine metallische Zahnspange trägt, kann es zu hartnäckigen, metallischen Ablagerungen kommen.
Wenn Kinder linienartige, schwarze Verfärbungen, sogenannte „black stains“ haben, sollte an chromogene Bakterien im Bereich des Gingivasaumes gedacht werden. Auch andere Erreger, wie grampositive Stäbchen, können als Stoffwechselprodukt Schwefelwasserstoff bilden. Dieses Gas reagiert mit dem im Speichel gelösten Eisen zu Eisensulfid, das dann eine Schwarzfärbung verursacht. Neben grauen und schwarzen Verfärbungen kann es auch zu erregerbedingten Orangetönen kommen. Vermutlich ist eine bakterielle Besiedelung auch der Mechanismus, der bei einer längerfristigen Anwendung des Mund- und Rachendesinfiziens Chlorhexidin auftritt. Auch orale Antibiotika können zu einer Störung der natürlichen Mundflora führen und auf diese Weise zusätzlich die Zähne färben.
Nichtmetallische Pigmente sind zum Beispiel in Tee, Kaffee, Rotwein, roten Beerensorten oder Curry zu finden. Nicht nachvollziehbar ist, weshalb zahnfeindliche Farbstofflösungen zur Behandlung von Zahnfleischentzündungen angeboten werden. Zu ihnen zählen etwa Zahnfleischfluids, die Auszüge der kanadischen Gelbwurz (Hydrastis Canadensis) enthalten. Sie sollen gegen Entzündungen von Zahnfleisch und Pulpa dentis angewendet werden. Dokumentierte Nebenwirkungen: gelbe Zahnverfärbungen.
Tabelle: Extrinsische Zahnverfärbungen und mögliche Ursachen (mod. nach Beheim-Schwarzbach, Hoffmann, Axthelm, Kielbassa & Wrbas, Schiedseder, Weber)
Sind die Ursachen intrinsischer Art, handelt es sich häufig um Einlagerungen, die sich während der Zahnentwicklung vollziehen. Der Zahnschmelz ist nur geringfügig durchlässig. Eine mögliche Ursache von Zahnverfärbungen ist die Einlagerung von Farbstoffen in das Dentin während der Zahnbildung. Diese unerwünschte Nebenwirkung ist insbesondere durch Antibiotika vom Typ der Tetrazykline bekannt. Tetrazykline bilden mit Calcium unlösliche Verbindungen, die in Schmelz, Dentin und Zement irreversibel eingelagert werden und zu Zahnverfärbungen führen. Deshalb ist diese Antibiotikaklasse bei Schwangeren, Stillenden und Kindern vor Abschluss der Zahnungsphase kontraindiziert. Eine Studie von Antonini und Luder ergab, dass Minocyclin und andere Tetrazykline während der Zahnbildung in alle mineralisierenden Zahnhartsubstanzen eingelagert werden können. Es verursacht auf diesem Weg eine bräunliche Verfärbung der Kronen sowie der Wurzeln. Die Stärke der Verfärbung ist abhängig von Menge und Dauer der Antibiotika-Applikation. Die Art der Verfärbung wird durch das jeweilige Tetracyklinderivat bestimmt. Gelbe Verfärbungen sind auf Ledermycin, Terramycin oder Achromycin, braune auf Aureomycin zurückzuführen. Phenoxymethylpenicillin kann eine Gelb- bis Braunverfärbung der Zähne hervorrufen.
Unter Amoxicillin/Clavulansäure können Zahnschmelzdefekte und eine Grauverfärbung auftreten. Die Zahnverfärbungen sind größtenteils innerhalb weniger Wochen bis Monate reversibel. Sie können beispielsweise durch gründliches Zähneputzen entfernt werden. Von dieser unerwünschten Nebenwirkung sind häufig die Schneidezähne und Eckzähne betroffen. Der Mechanismus und die prädisponierenden Faktoren sind bis jetzt nicht bekannt. Auch bei Trimethoprim-Sulfamethoxazol (Cotrimoxazol), Erythromycin, Metronidazol und Cefaclor sind Zahnverfärbungen dokumentiert. In Einzelfällen verbleiben die Verfärbungen hartnäckig für bis zu 6 Monate oder sind nur mechanisch entfernbar.
Tabelle: Intrinsische Zahnverfärbungen und mögliche Ursachen (mod. nach Beheim-Schwarzbach, Hoffmann, Axthelm, Kielbassa & Wrbas, Schiedseder, Weber)
Bei Kindern mit Asthma bronchiale kommt es vergleichsweise häufig zu Zahnschäden und Zahnverfärbungen. Vermutlich ist der Grund ein krankheitsbegleitender gastroösophagealer Reflux. Die Säure greift den Zahnschmelz an. Ursache dafür können jedoch auch die Pulverinhalatoren sein. Die sauren Arzneistoffe vermögen den Zahnschmelz direkt zu attackieren. Nach der Anwendung von betamimetikahaltigen Dosieraerosolen sollte der Mund mit lauwarmem Wasser gespült werden. Die Zähne sollten unmittelbar nach der Anwendung nicht geputzt werden, da der angelöste Zahnschmelz entfernt wird. Eine Arbeitsgruppe um Schulz-Katterbach der Klinik für Präventivzahnmedizin, Parodontologie und Kariologie der Universität Zürich untersuchte den Einfluss eines Cannabiskonsums auf die Zahngesundheit. 43 Personen mit und 42 ohne Cannabiskonsum im Alter von 18 bis 25 Jahren wurden untersucht. Auch in der Kontrollgruppe waren alle Probanden Raucher. Neben der Untersuchung des Zahnfleischs, des Zahnbelags und des Speichelflusses wurde auch der DFS-Index erhoben. Dieser ergibt sich aus der Anzahl der Zähne, die entweder kariös sind (engl.: decayed) oder bereits behandelt wurden (engl.: filled surface). Alle Teilnehmer füllten einen Fragebogen zu ihrer Zahnhygiene, zu persönlichen Essgewohnheiten und zur körperlichen bzw. psychischen Gesundheit aus.
Cannabiskonsumierende Männer wiesen einen höheren DFS-Index auf als die Männer der Kontrollgruppe. Sie hatten deutlich mehr erkrankte, verfärbte und/oder bereits behandelte Zähne. Wurde nur die Anzahl erkrankter, aber noch unbehandelter Zähne betrachtet, so waren die Unterschiede für beide Geschlechter signifikant. In der cannabisfreien Gruppe war durchschnittlich ein Zahn erkrankt, bei den Cannabiskonsumenten durchschnittlich fünf Zähne. Cannabiskonsumenten putzen sich seltener die Zähne, gehen seltener zum Zahnarzt und trinken häufiger Limonaden bzw. gesüßte Getränke. Ein Grund könnte die durch Cannabis verursachte Hypoglykämie sein, die zu Heißhungerattacken führen kann. 84 Prozent der Cannabiskonsumenten gaben an, nach dem Konsum einen trockenen Mund zu haben. Normalerweise kann Speichel einen erhöhten Säuregehalt infolge von Limonaden oder Süßigkeiten kompensieren. Mundtrockenheit fördert indirekt die Kariesentwicklung. Auch andere Drogen wie Methamphetamin werden mit deutlichen Zahnverfärbungen und Schäden in Verbindung gebracht.