Cholesterinsenker sollen vor einer Corona-Infektion schützen. Forscher haben untersucht, ob das stimmt – oder ob die Medikamente stattdessen das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe erhöhen.
Hohe Blutfettwerte stehen häufig im Zusammenhang mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Betroffene gehören damit zur besonders gefährdeten Risikogruppe für schwere COVID-19-Verläufe. Um den Cholesterinspiegel zu senken werden häufig Statine verschrieben. Bisher waren sich Wissenschaftler nicht einig, welchen Einfluss die Einnahme der Lipidsenker auf eine Corona-Infektion haben kann: Frühere Studien zeigten einerseits einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Statinen und einer geringeren Sterblichkeit bei COVID-19, andererseits wird vermutet, dass Statine die Expression des ACE2-Rezeptors von SARS-CoV-2 verstärken, mit dem das Virus an die Zellmembran andockt. Welchen Einfluss das auf den Zelleintritt und die Replikation des Virus hat, war bisher nicht bekannt.
Ein internationales Forschungsteam hat daher mehrere Lipidsenker im Zellkulturmodell untersucht, um herauszufinden, ob diese Medikamente eine Corona-Infektion begünstigen. Zunächst untersuchten die Wissenschaftler wie gut sich mit verschiedenen Lipidsenkern vorbehandelte Zellen mit dem Coronavirus 229E – einem harmlosen Erkältungsvirus, das eng mit SARS-CoV-2 verwandt ist – infizieren lassen. „Zellen, die mit Statinen behandelt waren, wurden in geringerem Maße mit dem Coronavirus 229E infiziert“, sagt Studienleiterin Prof. Gisa Gerold. „Diesen Effekt haben wir am deutlichsten für das Mittel Fluvastatin beobachtet.“
Diese Beobachtungen überprüften die Forscher anschließend mit dem „echten“ SARS-CoV-2 im Hochsicherheitslabor. „Vor allem in der Kulturflüssigkeit der mit Fluvastatin vorbehandelten Zellen haben wir niedrigere Konzentrationen des Virus gemessen“, sagt Gerold. Dies deute darauf hin, dass Fluvastatin keinen verstärkenden Effekt auf die Empfänglichkeit von Zellen für das Virus habe. Diese Befunde wurden in Atemwegsepithelkulturen von drei Spendern bestätigt. Da Statine aber auch Immunantworten modulieren können, will das Team in Folgestudien komplexere SARS-CoV-2 Infektionsmodelle auf den Effekt von Statinen testen. „Wir konnten zeigen, dass die Statin-Therapie keine nachteiligen Auswirkungen auf eine mögliche Infektion von Lungenepithelzellen mit dem neuen SARS-Coronavirus hat. Auch wenn wir nur einen milden positiven Effekt beobachtet haben, können wir zumindest schlussfolgern, dass die Einnahme von Statinen gefahrlos fortgesetzt werden kann“, fasst Gerold zusammen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Hier findet ihr die Originalpublikation.
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