Die Erwartungshaltung einiger Kunden ist heftig: Selber kurz die Testpflicht vergessen, aber am Tresen dann Druck machen und sofort getestet werden wollen. Wer mir in der Vorweihnachtszeit noch so in der Apotheke begegnet, lest ihr hier.
Seit ein paar Wochen testen wir ja wieder kräftig – und jeden Tag mehr. Als ich von der 2G-Plus-Regelung gelesen hatte, musste ich erst einmal schlucken. Besonders im Zusammenhang mit der QR-Impfcodepflicht kommt nun wieder einiges auf uns zu.
Versteht mich nicht falsch: Ich finde das wirklich sinnvoll, dass sich auch Geimpfte nun häufiger testen lassen müssen! Nur gibt es einfach nicht genügend Teststationen mehr und der Andrang ist gewaltig.
Wir haben gerade alle Hände voll zu tun, die Kunden in der Vorweihnachtszeit zu versorgen, PCR- und Antikörper-Tests durchzuführen und jeden Tag zig Impfpässe zu digitalisieren. Da ist es schwer, in dem ganzen Trubel auch noch auf eine Kollegin zu verzichten, die das Testzelt bedient.
Die Ansprüche der Leute, die kommen, werden zudem immer größer. Ständig klingelt das Telefon, weil viele schlicht zu faul sind, ihre Daten ins System einzutragen. Ich rede hier nicht von den über 70-Jährigen, die sich mit dem Internet schwertun, sondern von Frauen im mittleren Alter, die Zeit sparen möchten und von unterwegs aus dem Auto anrufen, nach dem Motto: „Mach mal!“
Ich rede von Leuten, die sich vorher nicht erkundigen, zu welchen Zeiten bei uns getestet wird, und die einfach hereinschneien. „Wir wollen JETZT essen gehen. Ihr MÜSST uns jetzt testen.“
Ich rede von Leuten die uns anschreien (!), dass wir sie ohne Anmeldung vorlassen sollten, weil sie zur Arbeit müssen und offenbar bis gerade eben die Testpflicht vergessen hatten. Und von Leuten, die gar kein Verständnis dafür aufbringen wollen, dass wir an den Weihnachtsfeiertagen tatsächlich mit unseren Familien zusammen sein möchten, statt im kalten Zelt in Nasen zu popeln.
„Wir wollen aber ESSEN gehen! Verstehen Sie das nicht? Sie MÜSSEN das machen, sie bieten die Dienstleistung doch sonst auch an!“
Ich bin absolut der Auffassung, dass ich mich am 24.12. während meiner Arbeitszeit noch 1-2 Stunden ins Zelt stelle – für all diejenigen, die vielleicht im Kreis von Freunden oder der Familie feiern, oder jemanden im Krankenhaus oder im Pflegeheim besuchen möchten. Das mache ich gerne. Aber diese Erwartungshaltung, wir müssten jetzt tagtäglich, auch an Wochenenden und Feiertagen, rund um die Uhr bei Fuß stehen, damit alle anderen jederzeit Essen gehen können, ist nicht in Ordnung. Auch die Beschwerden, wir würden nicht lange genug testen, nerven nur noch. Wir sind eine APOTHEKE und kein Testzentrum! Wir haben auch noch andere Aufgaben zu erfüllen.
Bei uns bleibt so vieles liegen, und wir kämpfen täglich darum, auch noch die Rezepturen fertig zu bekommen – mehr als 2 Stunden täglich würden uns auf Dauer im Vorweihnachtsstress verbrennen.
Aber da sind noch die anderen Kunden. Die uns mit Dankbarkeit und Freundlichkeit begegnen. Die ein aufmunterndes Wort für uns haben. Die uns nachmittags Kuchen vom Bäcker vorbeibringen. Für die lohnt sich der ganze Aufwand letztlich dann doch, weil wir uns mitten im Sturm anlächeln unter unseren Masken. Und darauf kommt es an.
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