Diabetes kann Nerven schädigen und Wahrnehmungsstörungen verursachen. Ein spielerischer Ansatz soll jetzt helfen, diese Probleme früh zu erkennen – und zu behandeln.
Die Zahl der Menschen, die an Diabetes erkranken, nimmt nach wie vor zu. Meist klagen Betroffene über unspezifische Zeichen wie vermehrtes Wasserlassen, Mundtrockenheit, Sehstörungen und Abgeschlagenheit. Auch schleichende Veränderungen an den Nerven sind typisch, die zwar von Missempfindungen bis zum Verlust der Wahrnehmung führen können, jedoch vor allem zu Beginn der Krankheit von Betroffenen häufig unbemerkt bleiben.
Eine Arbeitsgruppe um Prof. Peter Mertens der Universitätsklinik Magdeburg widmet sich daher in einem neuen Forschungsprojekt diesem Problem: Ziel ist es, Nervenschäden mit Hilfe eines einfach gestalteten Spiels zu erfassen und damit frühzeitig Nervenschädigungen oder andere kognitive Einschränkungen zu erkennen. „Circa jeder dritte Patient mit Diabetes leidet an einer Nervenschädigung. Gut die Hälfte dieser Patienten weiß dies jedoch nicht und läuft somit Gefahr für eine ernsthafte Fußverletzung, wie etwa Verbrennungen. Verletzungen werden dadurch unbemerkt verschleppt und weiten sich leichter aus“, erläutert Mertens.
Laut dem Diabetologen können zudem Nerven durch den Einfluss von erhöhten Blutzuckerwerten aktiviert werden, ohne dass es angebracht wäre. Dies führe zu Symptomen wie Ameisenkribbeln, unangenehmem Ziehen bis brennenden Schmerzen, meist verbunden mit Bein- oder Fingerkrämpfen.
Zur Diagnostik nutzen die Forschenden ein eigens entwickeltes Spiel. Mertens erläutert das Prinzip: „Nervenschäden werden unter anderem durch Auslösung der Muskelreflexe oder die Nutzung einer Stimmgabel bestimmt. Unsere Probanden tragen Schuhe mit speziellen Einlegesohlen, die mit Hilfe von Drucksensoren die Nervenfunktion bei bestimmten Bewegungsübungen messen können. Sind die Wahrnehmungen vermindert, spricht man von einer Polyneuropathie.“
Neben dem 20-minütigen Bewegungs-Spiel erfolgt eine ärztliche Untersuchung aller Nervenfunktion, sowie eine Testung der kognitiven Funktionen. Die Auswertung der Spielergebnisse werden dann mit den ärztlichen Untersuchungsbefunden verglichen. Mehr als 200 Probanden haben bisher erfolgreich an der Studie teilgenommen, dies ist jedoch nicht genug: „Wir benötigen knapp 500 Probanden mit Diabetes Typ I oder II, damit wir eine aussagefähige Kohorte haben“, erklärt Mertens, der nun versucht, weitere Studienteilnehmer zu gewinnen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universitätsmedizin Magdeburg.
Bildquelle: Benoit Dare, unsplash.