DERMA-KLARTEXT | Führt eine eiweißreiche Ernährung zu Akne? Und wie verhindere ich Handekzeme? Ärzte stellen Fragen, die Antworten gibt's hier.
In der Dermatologie-Sprechstunde von DocCheck Experts ging es um Themen rund um Hautpflege und Telemedizin. Unsere Sprechstunde fand diesmal mit den Experten von dermanostic und medi-login als Live-Stream via Zoom statt. Moderiert wurde das Ganze von unserem Medical Content Manager Mats Klas, der eure Fragen an unsere Expertinnen Dr. Estefanía Lang und Dr. Alice Martin gestellt hat. Den ersten Teil unserer Reihe, in dem es um Hautpflege geht, könnt ihr hier nachlesen oder euch einfach als Video anschauen.
Die Hautpflege ist bei verschiedenen Hauterkrankungen sehr wichtig: Zum Beispiel bei der Neurodermitis, der atopischen Dermatitis, beim Handekzem, aber auch bei der Psoriasis. Bei der Schuppenflechte ist die Hautpflege besonders wichtig – hat einen präventiven, aber auch einen therapeutischen Charakter. Bei kosmetisch bedingten Hauterkrankungen kann die Hautpflege hingegen zum Teil auch zum Teufel werden. Das passiert, wenn wir zu viel pflegen, nicht richtig pflegen oder die falsche Pflege benutzen. Deswegen ist es wichtig, dass man dermatologisch geschulte Menschen hat, die den Patienten auch weiterhin gute Empfehlungen geben können: Welche Salbe, welche Creme oder welche Lotion eignet sich je nach Hauttyp am besten.
Beim Handekzem ist es wichtig, dass wir je nachdem präventiv mit Handcremes oder Handsalben arbeiten. Die Patienten haben häufig eine Neigung zur trockenen Haut. Das führt dazu, dass auch Allergene einfacher in die Haut eindringen können. Das Problem daran: Die Haut bzw. die Hautschutzbarriere ist gestört und dadurch folgt ein Teufelskreis. Die Cremes und Salben enthalten Ceramide, Gylcerin und andere wichtige Bestandteile; wie Panthenol-Provitamin-B5, das die Haut schützt und feuchtigkeitsspendend wirkt. Dadurch kann man den transepithelialen Wasserverlust – d.h. dass Wasser von der Haut verloren geht – vermeiden. Salben oder Cremes können das sehr gut, weil sie einen Film bilden und dadurch ist es schwieriger für die Haut, Wasser zu verlieren.
Wenn jemand eine Prädisposition hat und bereits an einem Handekzem gelitten hat, dann sollte derjenige sich immer schützen; z.B. mit Handcreme. Und es kann toxisch oder irritativ-toxisch sein – d.h. mechanisch durch Reibung oder auch toxisch durch Irritantien. Darunter fallen Stoffe, die auf unsere Haut irritierend wirken, wie zum Beispiel Duftstoffe oder andere Allergene. Es kann auch tatsächlich allergisch bedingt sein. Und je häufiger Handekzeme entstehen und je häufiger die Hautbarriere gestört ist, desto schneller kann es passieren, dass irgendwann ein Allergen tatsächlich zu einer sogenannten Kontaktallergie führt. Das wiederum sollte vermieden werden.
Es gibt ja verschiedene Arten von Aknenarben: Zum einen haben wir Aknenarben im entzündlichen Bereich, also kleine Knoten oder Fisteln. Da ist es ganz wichtig, dass wir antientzündlich und antibakteriell arbeiten. Dann gibt es Narben, die zu Hyperpigmentierungen führen. Dort kommt es zur Pigmentablagerung im Bereich der Haut.
Genau. Es sind vielmehr die Fresszellen bzw. Makrophagen, die das Melanin, was in dieser Inflammation ausgeschüttet wird, fressen. Die nennt man Lazy Boys, die bleiben tief sitzen und es dauert relativ lange, bis sie abtransportiert sind. Deswegen haben wir meist mit einer postinflammatorischen Hyperpigmentierung zu tun, was recht schwierig zu therapieren ist. Was hilft: UV-Schutz als Prävention. Wenn wir das schon haben, sagen die Patienten: „Ja, was machen wir jetzt?“
Es gibt verschiedene Wirkstoffe: Zum einen die Azelainsäure, diese wirkt etwas verbleichend. Dann gibt es aus dem kosmetologischen Bereich die Tranexamsäure; ganz niedrig dosiert, in topischer Applikation, in Form eines Serums. Ein anderes Mittel wäre das Thiamidol. Das sind alles Ansätze dafür, dass dieses überschüssige Pigment weniger sichtbar ist. Und ganz zum Schluss haben wir auch die Aknenarben, die einen Volumendefekt verursachen. Das sind eingesunkene Narben, die man auch Eispickel nennt. Es ist relativ schwierig, diese mit reinem kosmetologischen Produkten zu behandeln. Da brauchen wir normalerweise auch Laser oder TCA oder Anderes, um in der Tiefe zu wirken.
Wir haben ein Salben Dreieck, bestehend aus Puder, Fett und Wasser.
Salbendreieck. Credit: DermanosticBei den Erkrankungen, wo die Talgdrüse das Problem ist, kommt es zu einer überschüssigen Talgproduktion. Dementsprechend ist die Haut auch fettig. Es ist besser, wenn wir Produkte benutzen, die wasserbasiert sind. Das heißt: Fett in Wasser, also Ceramide etc. in einer wässrigen Lotion oder Substanz. Hingegen bei Hautveränderungen oder Hauterkrankungen, wie bei der atopischen Dermatitis oder beim Handekzem – wo wir per se eine sehr trockene Haut haben – ist die Nutzung fettbasierter Substanzen besser; also lipophil, wo Wasser hinzugefügt ist. Man merke: Habe ich eine trockene Haut, dann nehme ich eher fetthaltige Produkte. Habe ich eine etwas überschüssige fetthaltige Haut, dann nehme ich etwas, was nicht fettig ist.
In dem Falle würden wir eine fettbasierte Salbe benutzen, weil diese trocken und rissig sind. Wichtig bei den Rhagaden bzw. den Rissen: Da können sich häufig Keime und Eindringlinge bilden, wie Pilzsporen, Viren und Bakterien. Denn die Hautbarriere ist an der Stelle gestört. Da kann man vorher mit, z.B. Octenidin-Lösung etc. sehr gut arbeiten. Früher hat man Farbstoffe wie Eosin genommen. Das ist auch sehr wirksam. Den Patienten kann man das so vermitteln, dass sie mit ganz einfachen Mitteln – wie zum Beispiel das Octenidin – vorher desinfizieren und dann eincremen, wenn es im rhagadiformen Stadium ist, wo wir die Rhagaden haben. Wenn die Hautbarriere aber intakt ist, sprich wir haben jetzt keine Rhagaden, dann kann man auf die Desinfektion verzichten.
Kleiner Tipp für die Patienten: Man kann Baumwoll-Handschuhe kaufen und nach dem Auftragen der Salbe die Handschuhe anziehen. Wir haben dann einen leicht okklusiven Effekt. Dadurch, dass die Haut schwitzt, mazeriert sie. Sie wird dann etwas feuchter und alles kann viel besser eindringen.
Bei der Schuppenflechte ist es so, dass es in den letzten fünf bis zehn Jahren viele neue Publikationen zu neuen Produkten gegeben hat. Darunter Biologics, die die Welt der Psoriasis-Therapie revolutioniert haben. Und trotzdem muss man sagen: Auch wenn Biologics, die wirklich gezielt verschiedene Pathomechanismen blockieren, sehr gut funktionieren, brauchen wir eine Hautpflege, als ergänzende Therapie.
Da bietet sich eine Hautpflege mit Harnstoff bzw. Urea gut an. Wenn ich gerade sehr starke Schuppungen habe, kann ich zum Beispiel ein zehnprozentiges Urea-Präparat benutzen. Ist nur eine Basispflege nötig, kann ich auch eine fünfprozentige nehmen. Es ist natürlich auch abhängig davon: Bin ich eher der Creme-Typ oder der Lotions-Typ? Zum Thema – Compliance und Adhärenz, das sind zwei ganz wichtige Begriffe. Der Patient muss selber herausfinden, was er mag. Und dafür hat man als Arzt die Möglichkeit, immer ein Pröbchen mitzugeben – Lotion, Creme oder Balsam.
INCI bzw. Inhaltsstoffe – das ist eine Wissenschaft für sich. Man kann nicht pauschal sagen, dass Duftstoffe schlecht sind. Aber wenn ich eine sensible Haut, eine Störung der Hautbarriere oder einfach eine dermatologische Erkrankung habe, dann sollte ich per se Duftstoffe meiden. Denn die bringen mir nichts, außer dass es duftet. Eigentlich duften wir schon, denn jeder hat seinen eigenen Körpergeruch. Man sollte sich nicht mit Duftstoffen unnötigerweise belasten. Wenn ich was verschreibe, dann versuche ich automatisch etwas duftstofffreies zu nehmen. Ich denke auch präventiv, dass bloß keine Duftstoff-Allergie entsteht.
Harnstoff ist einer der besten Inhaltsstoffe, die es gibt. Aber: Die Dosis macht das Gift. Man darf auch nicht mit zu hochprozentigem Harnstoff an verschiedenen Stellen gehen. Aber, jeder kennt das: Es wird kalt, die Heizung wird hochgedreht und dann zack, sind die Fußsohlen schon ein bisschen trockener. Oder man hat hier oder da eine kleine schuppige Stelle. Da hilft Harnstoff extrem gut. Bei Rhagaden oder kleinen vermehrten Hornhautbildungen an den Fußsohlen kann man wunderbar eine 20- oder 30-prozentige Harnstoff Creme/Salbe benutzen. Hingegen im Gesichtsbereich würde ich nicht höher als 3 Prozent gehen. Bei Kindern bis zum Alter von 2 Jahren würde ich generell kein Harnstoff benutzen.
Die Glukokortikosteroide können wir klassifizieren von Klasse 1 bis 4. Klasse 4 ist die stärkste. Aber nicht nur die Klassen sind wichtig, sondern auch der Therapeutische Index, der TIX. Der Index, der uns sagt, wie viel Benefit gegenüber Risiken oder Nebenwirkungen uns dieses Glukokortikosteroid bringt. Da gibt es verschiedene Stufen-Schemata. Wenn wir eine sehr milde Form haben, kann man erst mal mit Klasse 1 oder Klasse 2 starten. Wenn wir aber ein bereits bekanntes, wiederkehrendes Handekzem haben und das ist rhagardiform, dann kann man mit Glukokortikosteroid-Präparaten der Klasse 3 oder 4 starten. Klassiker: 0,1-prozentiges Mometasonfuroat, was einen sehr guten TIX hat und wodurch die schnelle Regeneration der Haut und Schmerzen gut in den Griff zu bekommen sind. Natürlich ist das interindividuell. Der eine Patient braucht für die erste Phase vielleicht ein NSAR oder was anderes. Aber meistens sollte es bei einer wirklich guten Pflege und wenn alles adäquat durchgeführt wird nach 2 bis 3 Tagen besser werden.
Man sollte eine topische Glukokortikosteroid-Therapie drei bis vier Wochen durchführen und dann auf ein Cortison-sparendes Mittel umswitchen. Wie zum Beispiel das 0,1-prozentige Tacrolimus, auch als Protopic® bekannt. Das gibt es in Salbenform. Dann gibt es auch andere wie Pimecrolimus. Das gibt es ebenfalls in Cremeform. Mit diesen Präparaten ist es nicht so, dass man einen direkten Effekt nach ein paar Tagen sieht. Aber man kann sie sehr gut in der Ausschleich-Phase mit einbeziehen, um auf Dauer nicht diese Nebenwirkungen zu haben. Man ersetzt das Cortison – ich starte mit dem Steroid zweimal täglich, dann einmal täglich, dann jeden zweiten oder dritten Tag. Gleichzeitig leite ich parallel das andere Cortison-freie Präparat ein.
Hilfreich können Antihistaminika (z.B. Loratadin) sein, sowie eine lokal anästhesierend wirkende Creme (z.B. Optiderm) mit dem Inhaltsstoff Polidocanol.
Bei der Neurodermitis ist es sehr wichtig, dass wir in der Kindheit bzw. bei den Eltern eine große Aufklärungsarbeit durchführen. Dass man den Eltern sagt, die Kinder sollen eingecremt werden, aber ohne Schreien und ohne Drama, sodass das Kind auch die Creme mag. Das geht spielerisch oder mit Geschichten. Denn die Kinder müssen verstehen, dass die rauen Stellen im Bereich der Wangen, an den Ellenbogen oder Kniebeugen immer wieder eingecremt werden müssen. Aber nicht nur das, sondern der komplette Körper. Ansonsten haben die Kinder einen fehlenden Schutzmechanismus, dadurch dass die Haut so trocken ist. Da gilt auch, dass man die Kinder nicht so oft badet und nicht so häufig und warm duscht. Damit dieser Natural Moisturizing Factor nicht aggrediert wird, sondern so intakt wie möglich bleibt.
Ja, im Bereich der atopischen Dermatitis hat die Inhibition von verschiedenen Wegen, wie der Interleukin-Wege, mit dem Dupilumab – eines der ersten Präparate – eine Revolution dargestellt. Die Therapien zuvor waren mit starken Nebenwirkungen verbunden. Auch die Prävention durch eine gute Pflege, das Meiden von Rauchen etc. erzielt gute Ergebnisse, wie etwa das nicht aufflammen einer Neurodermitis.
Die meisten großen Firmen im dermakosmetischen Bereich machen auch selber Studien – Pflegeprodukt versus kein Pflegeprodukte – um mittels verschiedener Tests zu beweisen, dass der transepidermale Wasserverlust geringer ist. Es gibt auch andere Produkte, die auf den Markt gebracht werden, die nicht so wissenschaftlich fundiert sind. Das ist aber nichts im Vergleich zu dem, was ein Produkt nachweisen muss, wenn es ein Medizinprodukt ist. Denn es gibt auch Produkte im dermakosmetischen Bereich, wie zum Beispiel eine ganz normale rückfettende Creme, die Medizinprodukte sind. Die werden für Berufskrankheiten verschrieben, damit die Krankenkassen das auch übernehmen.
Bei stark schuppender Kopfhaut muss man erst mal schauen, woran das liegt. Ist das eine Schuppenflechte? Ist das ein seborrhoisches Ekzem? Und da helfen Präparate, sei es Lösung oder Schaum, mit Harnstoff, einem milden Glukokortikosteroid oder einem Anti-Pilz-Mittel drin. Meistens sind Malassezia-Spezien, also ein Hefepilz, der ursächlich für vermehrte Schuppen im Bereich der Kopfhaut ist. Wenn ich Schuppen auf der Kopfhaut habe, habe ich nicht automatisch eine Schuppenflechte. Sondern, es kann einfach nur ein seborrhoisches Ekzem sein. Man kann verschiedene Unterschiede sehen: Bei der Schuppenflechte haben wir meistens eine erythrosquamöse Plaque, also eine Rötung mit sehr ausgeprägten groblamellär Schuppen, die über die Haargrenze hinausragen. Das sieht man häufig im Bereich der Gehörgänge, hinter dem Ohr oder am Bart. Beim seborrhoischen Ekzem des Kopfes ist meistens die Schuppenbildung nur im Bereich des behaarten Kopfs. Man sieht manchmal etwas im Bereich zwischen den Augenbrauen oder am nasolabialen Bereich. Da ist eine feinlamelläre Schuppung, und eine Rötung zu sehen.
Genau. Man kann zum Beispiel Octopirox® verwenden. Das gibt es in ganz vielen Shampoos, sodass die Übersiedlung von Pilzsporen geringer wird und dementsprechend die Schuppen.
Onychomykosetherapie bei Erwachsenen:
Normalerweise sind es die Anabolika. Also das heißt, wenn ich zum Fitnessstudio gehe, Proteine einnehme und es trotzdem nicht besser wird; und dann mit Anabolika starte. Es gibt verschiedene auf dem Markt, die meist zu einer Acne conglobata führen, also die stärkste Form der Akne, die dann gleichzeitig zur Akne fulminans übergehen kann. Das kann wirklich mit Krankheitsgefühl, Schüttelfrost und Fieber einhergehen. Aus dermatologischer Sicht, sollte jedem Patienten abgeraten werden, Anabolika zu nehmen. Unabhängig davon kann auch das Hodenvolumen schnell geringer werden.
Jein – diejenigen, die Eiweiß vermehrt zu sich nehmen, treiben meistens auch sehr viel Sport und es kann zu einem Anstieg des Testosteronspiegels kommen. Testosteron wiederum erhöht die Talgdrüsenaktivität und dadurch kann es zu Pickelbildung kommen. Es kommt auch sehr auf die Wertigkeit der Proteine an und auf die Gesamternährung. Aber nur weil man ein Eiweiß-Präparat einnimmt, heißt das nicht pauschal, dass man dadurch eine Akne bekommt.
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