Eine frühzeitige Behandlung kann bei einem Schlaganfall Leben retten. In einer aktuellen Studie untersuchten Forscher, ob die klassische medikamentöse Therapie auch in komplizierteren Fällen ratsam ist.
Schlaganfälle können verschiedene Ursachen haben. Häufig handelt es sich um einen ischämischen Schlaganfall: Eine Durchblutungsstörung aufgrund von Blutgerinnseln, den sogenannten Thromben. In diesem Fall muss die Blutversorgung des betroffenen Hirnareals möglichst schnell wiederhergestellt werden, um bleibende Schäden am Hirn zu vermeiden. Dazu wird das Gerinnsel meist medikamentös, durch eine Thrombolyse, aufgelöst.
In einer aktuellen Studie wollten Forscher nun wissen, ob vorbestehende Mikroblutungen im Gehirn (CMB) das Behandlungsergebnis einer Thrombolyse beeinflussen können und ob etwa die Gabe des lösenden Medikaments das Risiko auf eine größere intrazerebrale Blutung (ICB) erhöht.
Dazu verglichen die Wissenschaftler die Daten von etwa 500 Schlaganfall-Patienten, deren Symtome zu einem unbekannten Zeitpunkt (z. B. im Schlaf) begannen. Die Teilnehmer wurden randomisiert und erhielten entweder eine intravenöse Thrombolyse oder ein Placebo. Der CMB-Status – also das Vorhandensein, die Anzahl und die Verteilung des CMBs – wurden erst im Nachhinein analysiert. Etwa 21 % der Probanden zeigten mindestens eine Mikroblutung, 8 % hatten zwei bis vier und 3,5% zeigten sogar fünf oder mehr CMBs.
Die Forscher verglichen weiterhin den Gesundheitszustand der Probanden und kamen zu dem Ergebnis, dass jene Gruppe, die eine Thrombolyse erhielt, ein signifikant besseres funktionelles Outcome hatte als die Placebogruppe: „In dieser Subgruppenanalyse konnten wir bei ischämischen Schlaganfällen mit unbekanntem Zeitpunkt des Symptombeginns und begleitenden zerebralen Mikroblutungen keinen Hinweis auf einen verminderten Behandlungseffekt der intravenösen Thrombolyse finden, auch wenn das Blutungsrisiko beim Vorliegen von Mikroblutungen etwas höher war“, fasst Prof. Christian Gerloff, Letztautor der Studie zusammen. „Initial vorhandene Mikroblutungen stellen also bei dieser Konstellation keine Kontraindikation für eine Lyse dar – bei der Aufklärung der Betroffenen sollte die Situation jedoch besprochen werden.“
Die Forschungsgruppe schlussfolgerte aus ihren Ergebnissen daher, dass die frühzeitige Thrombolyse auch bei komplizierten Verläufen eines Schlaganfalls effektiv ist: „Der möglichst frühzeitige Beginn einer Thrombolysetherapie bleibt für den Therapieerfolg essenziell. Es ist wichtig zu wissen, dass zerebrale Mikroblutungen nicht grundsätzlich eine Kontraindikation der Lyse darstellen“, betont auch Prof. Peter Berlit von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt..
Bildquelle: Alexandre Boucey, unsplash.