In Innenräumen sollen HEPA-Filter helfen, die Ansteckungsgefahr durch SARS-CoV-2 zu verringern. Britische Forscher stellten sie nun im Feldversuch auf die Probe.
Es ist nun schon länger bekannt, dass SARS-CoV-2 auch über Aerosole verbreitet wird. Insbesondere in geschlossenen Räumen mit schlechter Durchlüftung und vielen Leuten, die sich für längere Zeit in diesen aufhalten, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung.
Eine einfache Lösung, um die Sicherheit zu erhöhen und Übertragungen zu minimieren, bieten tragbare Luftfilterungssysteme. Hocheffiziente Partikel-Luftfilter (HEPA-Filter) haben durchaus bereits positive Studienergebnisse erzielt; bislang wurden die Studien allerdings nur in kontrollierten Testumgebungen durchgeführt. Über den tatsächlichen Einsatz im medizinischen Bereich fehlten jedoch Daten. Eine britische Forschergruppe lieferte nun Beweise aus dem echten Leben, dass HEPA-Filter SARS-CoV-2-Viren aus der Luft einer COVID-19-Krankenhausstation entfernen können.
In ihrem Experiment untersuchten die Forscher über drei Wochen hinweg zwei Covid-Stationen im Addenbrooke’s Hospital Cambridge. Bei der ersten handelte es sich um eine Normalstation; bei der zweiten um eine Intensivstation, in der Patienten lagen, die beatmet werden mussten. In beiden wurde jeweils ein HEPA-Filtergerät an einem festen Standort im Raum installiert, das 5 - 10 Luftaustausche pro Stunde ermöglichte. Die Detektion von SARS-CoV-2 erfolgte über den Nachweis viraler RNA in den gesammelten Luftproben.
Die Ergebnisse sprachen eine klare Sprache: In der ersten Woche, in der die Luftreiniger noch inaktiv waren, konnte auf der Normalstation an jedem Tag SARS-CoV-2 detektiert werden. In Woche 2, in der die Filtergeräte aktiviert wurden und durchgehend liefen, ließ sich hingegen kein Virus mehr nachweisen. Um diese eindrücklichen Ergebnisse zu bestätigen, wurden in der folgenden Woche die Geräte erneut desaktiviert – und prompt war SARS-CoV-2 wieder in den Proben nachweisbar.
Nicht nur SARS-CoV-2, auch eine Vielzahl anderer Bakterien und Viren mit pathogenem Potenzial konnten über ihre RNA detektiert und durch die Luftfilterung signifikant reduziert werden. „Die Verwendung solcher Systeme kann zusätzliche Sicherheit für Personen bieten, die einem hohen Expositionsrisiko gegenüber Atemwegserregern wie SARS-CoV-2 ausgesetzt sind“, stellten die Forscher aufgrund ihrer Beobachtung fest. „Die Entfernung von Viruspartikeln und anderen Krankheitserregern aus der Luft kann dazu beitragen, die Wahrscheinlichkeit von im Krankenhaus erworbenen Atemwegsinfektionen zu verringern.“
Interessanterweise konnte auf der Intensivstation auch ohne die Partikelfilterung kein SARS-CoV-2 in der Luft festgestellt werden. Andere Bioaerosole waren hingegen vorhanden und zwar in vergleichbarem Maße wie auf der Normalstation. Da in Woche 2 bei aktiviertem HEPA-Filter die Belastung deutlich reduziert war, konnten die Forscher so darauf schließen, dass die Luftfilterung auch in diesem Raum funktionierte und effektiv war – auch wenn SARS-CoV-2 nicht nachgewiesen werden konnte.
Für den signifikanten Unterschied in der Virenmenge zwischen den beiden Stationen führen die Forscher mehrere Gründe ins Feld: Einerseits befanden sich die Patienten auf der Intensivstation in einer späteren Phase der Krankheit, in der die Virusreplikation weniger ausgeprägt ist. Andererseits sei bei den schwerkranken Patienten die Virenlast in den oberen Atemwegen geringer als in der unteren. Zuletzt wurden in der Intensivstation Beatmungsgeräte verwendet, welche die Aerosol-Bildung verringern können.
Während die Ergebnisse zwar ein positives Zeichen für die Effektivität von HEPA-Filtern setzen, sollte allerdings nicht vergessen werden, dass die Aussagekraft der Studie limitiert ist: Das Ergebnis stützt sich lediglich auf die Untersuchung zweier Räume; eine große Datenbasis ist also nicht gegeben. Bisher wurden die Ergebnisse auch noch nicht von anderen Fachleuten geprüft; es handelt sich um eine Veröffentlichung als PrePrint.
Bildquelle: Vlad Kutepov, Unsplash