Zum ersten Mal testen US-Forscher einen Impfstoff, der eine besonders aggressive Form von Brustkrebs verhindern soll.
US-Forscher haben einen Impfstoff zur Vorbeugung des triple-negativen Mammakarzinoms (TNBC) entwickelt. Dabei handelt es sich um eine besonders aggressive Form des Brustkrebses. Statt die Erkrankung therapieren zu wollen, machen sich die Forscher zur Aufgabe, den Tumor erst gar nicht entstehen zu lassen. Eine Impfung, als primärpräventive Maßnahme, sieht die Forschungsgruppe der Cleveland Clinic als Lösung für das schlecht therapierbare Karzinom.
Das Besondere bei TNBC: Weder der Östrogenrezeptor (ER), noch der Progesteronrezeptor (PR), noch der Wachstumsfaktorrezeptor HER2 können maßgeblich auf der Zelloberfläche der Tumorzellen nachgewiesen werden. Dadurch sprechen die entarteten Zellen nicht auf übliche endokrine Therapeutika, wie Tamoxifen oder eine gezielte Antikörpertherapie, welche an diesen Rezeptoren angreifen, an. Das TNBC stellt etwa 15–20 % der Mammakarzinome und kann derzeit nur durch eine Mastektomie verhindert werden.
Das Studiendesign zielt zunächst darauf ab, die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung zu analysieren. Seit Oktober diesen Jahres nehmen 24 Patientinnen, die alle in den letzten drei Jahren wegen TNBC im Frühstadium behandelt wurden, an der Studie teil. Obwohl die Ärzte sie für tumorfrei erklärt haben, besteht bei ihnen ein hohes Risiko für ein Wiederauftreten der Erkrankung.
Um die richtige Dosierung des Impfstoffs zu ermitteln, verabreichen die Forscher den Impfstoff in Form von drei Spritzen mit sukzessiv-höheren Dosen von α-Lactalbumin im Abstand von zwei Wochen. Im Verlauf werden die Teilnehmerinnen genau auf Nebenwirkungen und Immunreaktionen überwacht. Primäres Ziel der Studie ist es, die maximal verträgliche Dosis (MTD) sowie die niedrigste immunologisch wirksame Dosis (LID) zu ermitteln. Ein weiterer Parameter ist die dosis-limitierende Toxizität (DLT), welche die Nebenwirkungen einer Behandlung beschreibt, die so schwerwiegend sind, dass sie eine Erhöhung der Dosis verhindern.
Der neu entwickelte Impfstoff basiert auf einem Protein namens α-Laktalbumin, das eine wichtige Rolle bei der Milchproduktion spielt. In gesundem Brustgewebe produziert der Körper es nur in der späten Schwangerschaft und während der Stillzeit. Allerdings wird das Protein auch in neu entstehenden Tumoren überexprimiert, wie die Forscher schon 2010 zeigen konnten. Die Vermutung der Forscher: Bekämpft das Immunsystem Zellen, die α-Lactalbumin auf ihrer Oberfläche tragen, dann kann die Entstehung von Brustkrebs präventiv verhindert werden. Der Impfstoff soll das Immunsystem genau dazu anregen. Im Idealfall können die trainierten Immunzellen dann über einen langen Zeitraum hinweg Tumorzellen, die das Protein produzieren, bekämpfen. Tierexperimentelle Studien zeigten bereits, dass die Impfung das Auftreten von Brusttumoren hemmt.
Das Forscherteam geht davon aus, dass die initiale Studie im September 2022 abgeschlossen sein wird. Da es sich um eine Phase-1-Studie handelt, steht im Fokus, erste Erfahrungen beim Menschen zu analysieren und die passende Dosis zu finden. Rückschlüsse auf die tatsächliche Wirkung gegen Krebs lassen sich erst in groß angelegten Studien schließen. Der nächste Schritt wäre, den Impfstoff gesunden Menschen mit einem hohen Brustkrebsrisiko anzubieten, einschließlich Menschen mit BRCA1-Genmutationen.
Sollten die folgenden Studien positiv ausfallen, könnte es allerdings noch mehrere Jahre dauern, bis der Impfstoff für die allgemeine Bevölkerung verfügbar ist.
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