Mein Freund, der Hausarzt, ist frustriert: Zu oft nehmen Patienten verschriebene Medikamente nicht ein. Von meiner Warte aus ist die Sache klar – die langen Beipackzettel machen einfach Angst. Dabei wäre die Lösung so simpel.
Mein Hausarzt hat mit erzählt, wie verärgert er darüber ist, dass einige seiner Patienten die ihnen verordneten Medikamente nicht einnehmen bzw. sie sogar in den Müll werfen. Da er nicht nur mein Hausarzt, sondern auch ein guter Freund ist, haben wir an einem Abend bei einem Gläschen Wein über dieses Thema diskutiert.
Woher kommt diese Verhaltensweise? Schnell kamen wir zu einer gemeinsamen Erkenntnis: Der Patient kommt zum Arzt und schildert seine Beschwerden, der Arzt stellt vielleicht noch ein, zwei Fragen, zückt dann den Rezeptblock und sagt: „Ich verschreib Ihnen da mal was.“ Der Patient bedankt sich, geht zur Apotheke und besorgt sich das Medikament.
Zuhause angekommen, sehen sich einige Patienten mit einem riesenlangen Beipackzettel konfrontiert, in dem wenig von Wirkung und viel von Nebenwirkung die Rede ist. Erst jetzt beschäftigt sich der Patient mit der Frage, ob das Medikament denn auch für ihn geeignet ist.
Was bedeutet die Aufzählung der vielen Nebenwirkungen? Wie hoch ist sein persönliches Risiko? Wie ist die Nutzen-Risiko Abwägung speziell für ihn? Die Folge: Er fühlt sich allein gelassen und einige entscheiden sich jetzt, das Medikament doch nicht einzunehmen.
Die Abhilfe für dieses Problem liegt auf der Hand. Der Arzt müsste den Patienten vor der Verordnung des Medikaments ausführlich beraten und sich Zeit nehmen. Dies kann er aber nicht, weil die Beratung sehr schlecht honoriert wird – und woher Zeit nehmen, die oft auch nicht da ist.
Klar, dies wurde schon oft angemahnt und nichts ist passiert. Aber ich denke, wenn sich jemand die Mühe machen würde, die durchschnittlichen Kosten für nicht eingenommen Medikamente zu ermitteln und dies zu einer höheren Beratungshonorierung ins Verhältnis zu setzen, würde mancher Geschäftsführer einer Krankenkasse über das Einsparpotential nachdenken.
Besser für uns Patienten wäre es allemal.
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