Menschen mit Diabetes gehören zur COVID-19-Risikogruppe. Die Schutzwirkung nach der zweifachen Impfung reicht dabei nicht aus – eine Booster-Impfung muss also her. Das konnte nun ein österreichisches Forscherteam zeigen.
Prof. Othmar Moser, Inhaber des Lehrstuhls für Exercise Physiology and Metabolism an der Universität Bayreuth, und sein Forschungsteam haben die Immunantwort von Menschen mit Diabetes nach einer COVID-19-Impfung untersucht. Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit einer Booster-Impfung älterer Menschen mit Diabetes, insbesondere im Fall einer eingeschränkten Nierenfunktion.
Die neue Studie basiert auf Antikörperdaten von 150 Menschen mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes, jeweils vor und drei Wochen nach der COVID-19-Vollimmunisierung. Der Vergleich mit entsprechenden Daten von Menschen ohne Diabetes ergab einen durchaus ähnlichen Aufbau der Antikörper. Allerdings fällt die Immunantwort auf eine vollständige COVID-19-Impfung bei älteren Menschen mit Diabetes, die an einer eingeschränkten Nierenfunktion leiden, schwächer aus als bei Menschen ohne Diabetes. Insofern scheint diese Gruppe älterer Menschen mit Diabetes nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 besonders gefährdet.
„Unser Befund zeigt, dass sich eine Booster-Impfung für ältere Menschen mit Diabetes und Niereninsuffizienz besonders empfiehlt, sofern keine anderen Vorerkrankungen dagegensprechen“, sagt Moser. Anlass für die Studie waren frühere Untersuchungen, wonach Menschen mit Diabetes in sehr unterschiedlicher Weise auf Impfungen gegen diverse Infektionskrankheiten ansprechen – zum Teil schlechter, aber zum Teil sogar besser als die jeweiligen Kontrollgruppen ohne Diabetes.
In einer weiteren Studie hat sich die Bayreuther Forschungsgruppe mit der Frage befasst, inwieweit sich eine vollständige COVID-19-Impfung auf das Blutzuckermanagement bei Menschen mit Diabetes auswirkt. Hierzu wurden Glukose-Sensordaten von 74 Personen im Rahmen der Impfung analysiert und typische Reaktionen auf die Impfung dokumentiert.
Ein unmittelbarer Einfluss der Impfung auf das Blutzuckermanagement ließ sich dabei nicht erkennen. Allerdings zeigte sich in der Gruppe der Menschen mit Typ-1-Diabetes eine kurzfristige Verschlechterung des Blutzuckermanagements – und zwar dann, wenn nach der Impfung eine Einstichstellenreaktion, Kopfschmerzen, Fieber oder weitere Symptome gebündelt auftraten. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes im Rahmen der Impfung auf derartige Beschwerden besonders achtgeben und ihre Blutzuckerwerte intensiv kontrollieren sollten.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Universität Bayreuth. Die Originalpublikation findet ihr hier und im Text.
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