In einer Studie untersuchen Forscher, ob ein Zusammenhang zwischen der nächtlichen Schlafdauer und dem Demenz-Risiko besteht. Das Ergebnis ist eindeutig.
Schlafstörungen sind ein charakteristisches Merkmal vieler Krankheiten, insbesondere von neurodegenerativen Erkrankungen und Demenzen. Wissenschaftler vermuten, dass demenzbedingte Veränderungen im Hypothalamus und Hirnstamm zu einer Fehlregulation des Schlaf-Wach-Rhythmus führen können.
Ein Forschungsteam hat nun in einer Studie untersucht, ob auch umgekehrt ein Zusammenhang besteht und die nächtliche Schlafdauer das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, erhöhen kann. Anhand von Daten einer älteren großangelegten Studie konnten die Schlafdauer im mittleren Alter (ab 50 Jahre) und die spätere Demenz-Inzidenz von etwa 8.000 Probanden analysiert werden.
Das Ergebnis: Selbst unter Berücksichtigung des Gesundheitsbewusstseins der Teilnehmer sowie kardiovaskulärer, metabolischer und psychischer Faktoren zeigte sich, dass das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, bei Personen, die regelmäßig eine geringe Schlafdauer von weniger als sechs Stunden hatten, um 30 % erhöht ist. Menschen mit einer normalen nächtlichen Schlafdauer (durchschnittlich sieben Stunden) hatten die niedrigste Demenz-Inzidenz.
Prof. Hans-Christoph Diener von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) gibt jedoch zu bedenken, dass die Daten keinen Rückschluss auf Kausalzusammenhang zulassen. „Zwar wurde eine große Kohorte über eine lange Beobachtungszeit analysiert, was relativ robuste Daten hervorbringen kann, dennoch handelt es sich um eine Beobachtungsstudie.“ Dennoch liefert die Studie eine Erkenntnis: „Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass die Assoziation von kurzem Nachtschlaf und Demenzrisiko – anders, als oft vermutet wurde – unabhängig war von psychischen Faktoren bzw. Erkrankungen, die ihrerseits mit Schlafstörungen einhergehen, wie beispielsweise Depressionen“, erklärt Prof. Richard Dodel aus Essen.
„Ob dann auch der Umkehrschluss gilt, dass längerer bzw. normaler Nachtschlaf eine Demenzentwicklung vorbeugen kann, bleibt natürlich ungeklärt. Dennoch könnte die Botschaft an die Bevölkerung lauten, dass eine gute Schlafhygiene grundsätzlich der Gesundheit zuträglich ist – insbesondere auch der des zentralen Nervensystems.“, so Prof. Peter Berlit von der DGN.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Hier gelangt ihr zur Originalpublikation.
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