Die Theorie der sozialen Identität von Tajfel und Turner (1979) impliziert
drei Grundannahmen:
Individuen streben danach, eine positive Selbsteinschätzung aufrechtzuerhalten und zu verbessern.
Die Bewertung der Gruppenzugehörigkeit wird durch den Vergleich zu anderen relevanten Gruppen bestimmt.
Weiterhin postulieren Tajfel und Turner, dass die Gruppenzugehörigkeit objektiv (z. B. Staatsbürgerschaft) oder subjektiv, in Form eines Zugehörigkeitsgefühls zu einer Gruppe bestehen (z. B. Fan einer Fußballmannschaft) kann.
Außerdem wird unterschieden zwischen Kategorien im substanziellen Sinne (z. B. Religionszugehörigkeit) und Kategorien, die aufgrund von Eigenschaften definiert werden, die ihre Mitglieder gemeinsam haben (z. B. Hautfarbe, Geschlecht, sexuelle Orientierung).
Weitere Annahmen lauten:
Soziale Identiät verändert sich, ist also keine Konstante und Menschen haben verschiedene soziale Identitäten gleichzeitig.
Soziale Interaktionen unterscheiden sich danach, ob sie durch interpersonales Verhalten (Personen begegnen sich als Individuen) oder durch intergruppales Verhalten (Personen begegnen sich als Vertreter bestimmter Gruppen) gekennzeichnet sind.
Wenn man nun die drei obigen Grundannahmen als zutreffend annimmt, folgt daraus eine Tendenz von Personen den Status ihrer Gruppe positiv aufzuwerten oder den einer im vergleich stehenden Gruppe negativ abzuwerten.
Diese Aufwertung kann sich jetzt auf bestimmte Eigenschaften der Gruppe beziehen. Wenn diese Aufwertung der Gruppe aufgrund von bestimmten Eigenschaften sich auf eine bestimmte ethnische Zugehörigkeit bezieht, spricht man von Ethnozentrismus.
Dieser führt in der Anschauung weg von dem zu Vergleichenden und hin zu den Empfindungen des Bewertenden. Deshalb und da er die Grundlage, für die Entstehung von Vorurteilen ist, ist er im psychotherapeutischen Gespräch problematisch.
Siehe hierzu: Lersner, Ulrike von; Kizilhan, Jan Ilhan: Kultursensitive Psychotherapie 1. Auflage, 2017, Seite 19-21