Am Universitätsklinikum Tübingen geht die Prüfung eines Impfstoffes gegen SARS-CoV-2 speziell für Krebskranke und Immungeschwächte in die nächste Phase.
Patienten mit einer Immunschwäche oder Antikörpermangel, wie etwa einem B-Zell-Defekt, haben ein erhöhtes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Dennoch bieten die aktuell zugelassenen Impfstoffe Betroffenen häufig keinen ausreichenden Impfschutz. Insbesondere Menschen mit Immunglobulinmangel – zu denen sowohl Patienten mit angeborenem Immundefekt, als auch Krebserkrankte zählen – sind betroffen.
Um das Phänomen der fehlenden Antikörperbildung nach der Impfung zu überwinden, hat ein Forschungsteam der Universität Tübingen einen Impfstoff namens CoVac-1 entwickelt. Dieser zielt spezifisch auf die Stimulierung einer zellulären Immunantwort gegen SARS-CoV-2 durch die T-Zellen ab. Damit aktiviert CoVac-1 im Gegensatz zu den herkömmlichen Corona-Impfstoffen die T-Zellen nicht nur gegen das Spikeprotein, sondern auch gegen zahlreiche andere Virusbestandteile. Dies soll vor allem der Entwicklung von Resistenzen durch Mutanten entgegenwirken.
Die Idee für den neu entwickelten Impfstoff kommt aus der Krebsimmuntherapie: Das Forschungsteam fand in früheren Arbeiten heraus, dass die T-Zellen eine bedeutende Rolle bei COVID-19 spielen. Im Blut von Probanden wurden nach überstandener COVID-19-Erkrankung diejenigen Peptide identifiziert, die speziell bei SARS-CoV-2 für eine Erkennung und einen Langzeitschutz durch T-Zellen speziell von Bedeutung sind. „Genau die Peptide, die eine bedeutende Rolle bei der Langzeitimmunität nach natürlicher SARS-CoV-2-Infektion spielen, werden nun in unserem CoVac-1-Impfstoff eingesetzt“, erklärt Studienleiterin Prof. Juliane Walz.
Nachdem in einer ersten Phase bereits eine gute Verträglichkeit an gesunden Probanden und eine äußerst potente Aktivierung der T-Zell-Antwort gegen SARS-CoV-2 belegt werden konnte, hat das Paul-Ehrlich-Institut grünes Licht für die nächste Phase gegeben. In dieser soll die Verträglichkeit und T-Zell-Immunantwort des neuen Impfstoffes untersucht werden.
Dazu werden aktuell Studienteilnehmer mit angeborenem oder erworbenem B-Zell-Defekt bzw. Antikörpermangel rekrutiert. Hierzu gehören insbesondere Betroffene mit Leukämie- oder Lymphomerkrankungen, die aufgrund ihrer Erkrankung oder einer Therapie einen sogenannten Immunglobulinmangel entwickelt haben. Die Studie beinhaltet einen Screening Termin, einen Impftermin und sechs Kontrolltermine innerhalb eines Zeitraumes von sechs Monaten.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Universitätsklinikums Tübingen. Weitere Informationen zur Studie gibt es hier.
Bildquelle: Mufid Majnun, unsplash.