Pünktlich zur Weihnachtszeit ist die Pandemie wieder in vollem Gange. Feiern oder nicht feiern? Und wenn ja, mit wem und wie vielen? Unsere Umfrage zeigt, wie die DocCheck Community dieses Jahr das Weihnachtsfest verbringt.
Kurz vor Weihnachten scheint Corona uns ein zweites Mal einen Strich durch die Rechnung zu machen. Wie Angehörige medizinischer Berufe mit dem aktuellen Infektionsgeschehen umgehen, zeigt unsere Umfrage.
Zum Zeitpunkt der Auswertung haben 707 Menschen an unserer Befragung teilgenommen. Die Geschlechterverteilung sieht so aus:
Die meisten der Befragten (33 %) sind zwischen 51 und 68 Jahren alt. 30 % sind in der Altersgruppe zwischen 36–50 Jahren, 22 % sind zwischen 26 und 35, knapp 9 % sind älter als 65 Jahre alt und 6 % sind unter 25.
Die Ärzte machen den größten Teil der Befragten aus. Die Berufsgruppen teilen sich folgendermaßen auf:
60 % der Teilnehmer unserer Umfrage sind momentan doppelt gegen COVID-19 geimpft, 36 % wurden schon geboostert – eine stolze Impfquote von 96 %. Die übrigen 4 % wollten keine Angabe über ihren Impfstatus machen oder sind noch ungeimpft.
In puncto Mobilität scheint die DocCheck Community es diesen Winter eher vorsichtig angehen zu lassen. 36 % fahren ausschließlich mit dem Auto, 28 % verreisen momentan überhaupt nicht. 23 % benutzen Bus und Bahn nur, wenn es nötig ist, um an andere Orte zu gelangen. 13 % verwenden weiterhin alle öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus, Bahn oder Flugzeug um von A nach B zu kommen.
Über die Feiertage verreisen würden nur 34 % der Befragten (238 Personen). Hiervon der größte Teil (177 Personen) nur innerhalb Deutschlands. Reisen ins europäische Ausland können sich 53 Personen vorstellen, während nur 8 der Befragten auch international verreisen würden. Zu Hause bleiben dieses Jahr 467 Befragte (66 %).
Beim Thema Masken sieht das Bild schon etwas ungleichmäßiger aus. 41 % der Befragten geben an, dass sie im öffentlichen Raum die ganze Zeit eine medizinische Maske tragen – auch dort, wo es nicht zwingend verlangt wird. 36 % fühlen sich auch noch sicher, wenn sie die Maske zwischendurch beispielsweise zum Essen und Trinken abnehmen. 23 % geben an, dass sie keine Maske tragen, wenn es nicht vorgeschrieben ist.
Wenn sie sich mit Freunden und Familie treffen, vertrauen 474 Befragte (68 %) auf die Impfungen. Sie geben an, dass sie bei einem Treffen mit Freunden/Verwandten deren Impfstatus kennen und sich deshalb sicher fühlen würden. 15 % verlangen vor einem Treffen, dass sich alle Beteiligten einem Schnelltest unterziehen. 9 % gehen davon aus, dass sie selbst und auch ihre Freunde bei einem Treffen kein Risiko darstellen und der gleiche Anteil der Befragten findet sich in keiner dieser Maßnahmen wieder.
Beim Ranking, wie ihr das diesjährige Weihnachtsfest gestalten wollt, landet auf dem ersten Platz die Antwort: „Ich würde mich nur mit meiner Familie treffen“. Auf Platz zwei schafft es die Option „kleine Gruppe Freunde/Familie“ (bis 8 Personen). Platz 3 belegt „Ein Restaurant mit 3G-Regelung besuchen“, dicht gefolgt von einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Am wenigsten könnt ihr euch vorstellen, auf eine Weihnachts- oder Silvesterparty mit bis zu 60 Menschen zu gehen – auch wenn diese getestet wären.
Die meisten von euch (73 %) feiern Weihnachten im kleinen Kreis, wobei alle Anwesenden geimpft sein werden. 10 % feiern Weihnachten wie gewohnt mit der ganzen Familie, wobei sich alle Anwesenden vorher testen. 7 % halten die weihnachtliche Runde bewusst klein, da manche der Anwesenden ungeimpft sind. Bei 5 % der Befragten spielt Corona in der Planung dieses Jahr keine Rolle – sie geben an, dass sie in verschiedenen Gruppen und Konstellationen feiern. Ebenso viele werden ungetestet mit der ganzen Familie feiern.
Der größte Anteil der Befragten in der Community sehen die derzeitige Infektionslage als besorgniserregend an („kritisch/katastrophal/dramatisch/schlimm/gefährlich/beängstigend/außer Kontrolle“). Viele der besorgten Befragten geben außerdem an, dass sie sich seitens der Politik bessere und frühere Maßnahmen gewünscht hätten und dort den Grund für die aktuelle Situation sehen. Die Politik habe aus den letzten Infektionswellen nichts gelernt, zu spät reagiert und tue auch jetzt noch zu wenig. Eine Ärztin schreibt auf die Frage, wie sie das aktuelle Infektionsgeschehen einschätzt: „Eigentlich besorgniserregend, aber alle sind ‚Corona-müde’“.
Auch schreiben einige, dass sich die Geimpften zu oft in Sicherheit wiegen und deshalb unvorsichtig seien – das trage zum dynamischen Infektionsgeschehen bei. Auch der noch zu hohe Anteil Ungeimpfter wird von einigen thematisiert. Sie sehen dort einen der Faktoren für die steigende Belastung der Kliniken.
Ein junger Arzt schreibt: „Die zunehmenden Infektionsraten und die steigenden Hospitalisierungen beunruhigen mich. Ich halte die Art und Weise, wie mit der Lage der Pandemie umgegangen, wird ebenfalls für besorgniserregend. Es gibt weder harte Maßnahmen noch eine Impfpflicht. Ohne diese Maßnahmen werden wir die Welle nicht brechen können. Durch den zunehmenden Personalmangel in den Krankenhäusern werden wir wieder an die Belastungsgrenzen kommen.“
Für Geimpfte wird die aktuelle Situation als weniger bedrohlich angesehen. Einige von von euch fühlen sich trotz der angespanten Lage nach wie vor sicher. Auch Jüngere und Menschen ohne Vorerkrankungen geben teilweise an, die Situation als „entspannt“ bzw. „harmlos“ zu bewerten.
Eine junge Frau aus der Pflege schreibt: „Ich schätze die Lage so ein, dass die Zahlen noch weiter steigen werden. Wir müssen bereits aus anderen Bundesländern übernehmen und das wird wohl auch noch weitergehen, dazu kommen natürlich Patienten aus dem eigenen Bundesland sowie alle anderen Nicht-COVID-Patienten (in meinem Fall Herzinfarkte, LAE, etc.). Ich vermute, dass wir bis Ende des Jahres wieder Stationen für COVID räumen müssen (bislang sind wir an dem Punkt verschont geblieben und mussten immer nur eine Station schließen). Sorgen macht mir im Bezug auf die Kollegen, dass viele nur noch frustriert zur Arbeit gehen und noch mehr Personal der Pflege flüchtet und dann neue, bislang in dem Bereich unerfahrene Kollegen plötzlich hochkomplexe Patienten und ECMO betreuen müssen.“
Zu guter Letzt haben wir euch gefragt, ob ihr mit den aktuellen Maßnahmen zufrieden seid – und wenn nicht, was ihr euch anders gewünscht hättet. Die meisten der Befragten geben an, dass sie eher unzufrieden mit den aktuell geltenden Maßnahmen sind. Oft wurde der Wunsch nach einer Testpflicht, auch für Geimpfte, geäußert. Eine höhere Impfquote hätte laut einigen Befragten mithilfe einer Verpflichtung erzielt werden können. Es fällt auf, dass einerseits strengere Maßnahmen gefordert werden, von einigen Befragten andererseits aber der Wunsch nach weniger Maßnahmen genannt wird. Ein kleiner Anteil gibt auch an, zufrieden mit der aktuellen Corona-Politik zu sein. Ein richtiger Konsens herrscht hier also auch bei medizinischem Personal nicht.
Die Trennung in geimpft und ungeimpft wird oft thematisiert. Es werden „weniger Maßnahmen für Geimpfte“ über einen „Lockdown für Ungeimpfte und deren Kinder, inklusive Home Schooling und kein Zugang zu Krippe und Kindergarten“ und „weitere Lockerungen und Wegfall der Maskenpflicht, zumindest für Geimpfte“ gefordert. Eine Apothekerin wünscht sich „mehr Einschränkungen – leider auch für Geimpfte“.
Eine junge Ärztin schreibt: „Es gab ja leider kaum Maßnahmen! Bei diesen Zahlen sollte ein kompletter Lockdown folgen! Das Gesundheitssystem bricht zusammen! Aktuell können wir keine ausreichende Versorgung der Patienten mehr gewährleisten. Dazu hätte es nie kommen dürfen!“ Auch eine „Verpflichtung zur Impfung mindestens für alle im Gesundheitswesen und in Berufen mit vielen Kontakten Tätigen“ wird mehrfach gewünscht.
Von der Politik hätten sich viele ein schnelleres Reagieren gewünscht. Eine Ärztin beklagt sich über ein häufiges Phänomen der vergangenen zwei Jahre: „Viel zu spät wird über Maßnahmen diskutiert, da die Menschen offenbar nicht in der Lage sind, eigenverantwortlich zu handeln.“ Insgesamt scheint vielen im Gesundheitsektor wichtig zu sein, die gesamte Bevölkerung in die Pflicht zu nehmen: „Ich bin für eine Impfplicht für alle! Soweit es keine individuellen gesundheitlichen Risiken gibt. Die Pflege allein in die Pflicht zu nehmen, ist eine Beleidigung derer, die sowieso das größte Risiko tragen“, schreibt ein Arzt.
Wer nun Schuld an der aktuellen Lage ist, dazu gehen die Meinungen auseinander. Ein Apotheker findet, dass die Politik vieles richtig gemacht hat: „Die Maßnahmen der Regierung sind gut, ich finde das neue Infektionsschutzgesetz sehr ausgewogen, gerade richtig. Allein mit der Impfquote bin ich sehr unzufrieden, die müsste wesentlich höher sein.“ Das Fazit also: Den Frust auf eine bestimmte Gruppe zu projizieren, macht wenig Sinn. Die nächsten Wochen müssen wir wohl oder übel alle mithelfen. Auch wenn die stärkste Belastung leider wieder auf das Klinikpersonal zukommen wird.
Bildquelle: Arun Kuchibhotla, unsplash