Ein kausaler Zusammenhang zwischen maßvoller Solariennutzung und einem erhöhten Melanom-Risiko ist nicht erwiesen, so das Fazit eines Dermatologen-Teams. Die Studie widerspricht bisherigen Veröffentlichungen, darunter auch zwei Berichte der EU und der WHO.
Kann künstliche UV-Strahlung Schwarzen Hautkrebs auslösen? Vor dem Hintergrund steigender Hautkrebsraten beschäftigen sich viele Untersuchungen mit dieser Frage. Ein internationales Forscherteam um den Homburger Dermatologen Jörg Reichrath hat nun die Literaturdatenbanken „Medline“ und „ISI Web of Science“ nach entsprechenden Studien durchforstet.
In einer Meta-Analyse nahmen die Dermatologen die unterschiedlichen Veröffentlichungen unter die Lupe. Dabei konnten die sie bei den Studienteilnehmern nach Solariennutzung zwar eine gering erhöhte Melanom-Rate feststellen (gegenübergestellt wurden die Angaben „jemals ein Solarium genutzt“ und „niemals ein Solarium genutzt“), allerdings fanden sie bei den ausgewerteten Studien erhebliche Schwächen: So basieren viele Ergebnisse hauptsächlich auf Beobachtungen, die aufgrund mangelhafter Datenlage keine kausalen Zusammenhänge beweisen. „Wertet man beispielsweise innerhalb einer Studie Patienten-Untergruppen aus, so zeigt sich, dass vermutlich auch andere Einflüsse eine Rolle spielen“, erläutert Professor Jörg Reichrath. „So kann die Solariennutzung ein Marker sein für Sonnenanbeter, die sich auch der natürlichen Sonnenstrahlung exzessiv aussetzen und durch häufige Sonnenbrände ihr Melanom-Risiko erhöhen.“
In ihrer zweiten Arbeit, die in der Zeitschrift Anticancer Research veröffentlicht wurde, nehmen die Autoren zu zwei kürzlich von der EU und der WHO veröffentlichten Berichten Stellung. Diese kommen zu dem Schluss, dass die UV-Strahlung in Solarien für einen beträchtlichen Anteil von Hautkrebs-Erkrankungen verantwortlich ist – und zwar sowohl von Basalzellkarzinomen und Plattenepithelkarzinomen der Haut als auch von malignen Melanomen. Außerdem gehe ein großer Prozentsatz von Melanomen, die vor dem 30. Lebensjahr entstehen, auf das Konto von Sonnenbänken. Es gebe daher keine sichere Obergrenze für künstliche UV-Strahlung. Professor Jörg Reichrath und seine Kollegen sehen das anders: „Die Einschätzungen der beiden Gremien basieren auf einer unvollständigen, unausgewogenen und unkritischen Literaturauswertung“, urteilt Reichrath. Die Schlussfolgerungen in den Berichten seien nicht genügend durch Daten belegt. Der Homburger Wissenschaftler betont: „Der derzeitige wissenschaftliche Kenntnisstand unterstützt nicht die Schlussfolgerung, dass maßvolle Solariennutzung das Risiko, an Schwarzem Hautkrebs zu erkranken, erhöht.“ Der Text basiert auf einer Pressemitteilung der Universität des Saarlandes.