TERT, eine Komponente des Unsterblichkeits-Enzyms Telomerase, kann offenbar nach einem Herzinfarkt eine Schutzfunktion haben. Wie genau Herzmuskelzellen profitieren, lest ihr hier.
Alternsforscherin Prof. Judith Haendeler und Molekularbiologe Prof. Joachim Altschmied haben mit ihren Team im Herz-Kreislauf-System erstmals gezeigt, dass Telomerase Reverse Transkriptase (TERT) in den Mitochondrien eine schützende Funktion beim Herzinfarkt hat. Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift Circulation veröffentlicht.
Im Nukleus, dem Zellkern, ist TERT eine Komponente des sogenannten Unsterblichkeits-Enzyms Telomerase, für dessen Entdeckung im Jahr 2009 der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin vergeben wurde. Inzwischen wurde von den beiden Arbeitsgruppen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) gezeigt, dass TERT in den Zellen des Herz-Kreislauf-Systems auch in Mitochondrien vorhanden ist. Allerdings konnte bisher nicht eindeutig zwischen seinen Funktionen in diesen beiden Zellorganellen unterschieden werden.
Hierfür haben Haendeler und Altschmied einzigartige Mausmodelle erzeugt, in denen das Protein in allen Körperzellen entweder ausschließlich im Zellkern oder in den Mitochondrien vorhanden ist. So konnten sie nachweisen, dass mitochondriale, nicht aber nukleäre TERT (im Zellkern) die Mitochondrienfunktion im Herz verbessert und das geschädigte Areal nach einem Herzinfarkt verkleinert. Das spiegelt sich auch in der Erholung der Herzfunktion nach einem Infarkt wider. Von der gesteigerten Mitochondrienfunktion profitieren Herzmuskelzellen, die vor dem Absterben geschützt werden, aber auch andere Zelltypen, wie Fibroblasten, die nach einem Infarkt essenziell für eine stabile Vernarbung sind sowie Endothelzellen, die für Gefäßbildung und damit für die Blutversorgung im Infarktbereich benötigt werden.
Basierend auf diesen Befunden erscheinen Therapien sinnvoll, welche die Menge an TERT in Mitochondrien erhöhen, um einen besseren Heilungsverlauf nach einem Herzinfarkt zu erzielen. Ein derartiger Effekt tritt z. B. im Herzgewebe von Bypass-Patienten nach einer Druckmanschettentherapie auf, bei der am Oberarm eine herkömmliche Blutdruck-Manschette angelegt und mehrfach in einem bestimmten Rhythmus aufgepumpt wird, was zu einer Verbesserung der Mitochondrienfunktion führt. Erste Zellkulturversuche weisen zudem darauf hin, dass sich eine Steigerung der TERT-Menge in den Mitochondrien auch durch Einsatz einer als Nahrungsergänzungsmittel zugelassenen Pflanzensubstanz erzielen lässt.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Etienne Girardet, Unsplash