Klarer Fall, James Bond lebt gefährlich. Was 007 abseits von Kugeln und Martinis noch den Kragen kosten könnte, untersucht augenzwinkernd eine aktuelle Studie.
Das Leben eines fiktiven Geheimagenten geht mit Gefahren einher – erst recht, wenn er sich in den sinistren Kreisen internationaler Superschurken bewegt und die Welt retten muss. Kaum ein Filmspion hat das in so aufwändiger Regelmäßigkeit getan wie James Bond. Ian Flemings berühmte Figur kämpft sich dabei nicht nur durch diverse Schusswechsel, Prügeleien und Explosionen; Vergiftungen, Folter und Tierkämpfe stehen ebenso auf der Liste an Berufsrisiken, denen sich der Brite aussetzt.
Und dann wären da natürlich noch die angenehmen, mitunter aber nicht weniger gefährlichen Laster, die Teil des Arbeitsalltags eines Weltklasse-Spions sind: Wodka-Martinis in rauen Mengen (die Zubereitung ist bekannt), jede Menge One-Night-Stands und durchgemachte Nächte in Casinos. Spätestens, wenn seine ärztlichen Kollegen vom MI6 ihn bei einem Check-up anhand eines hepatologischen Befundes erkennen („Die Leber sieht nicht gut aus. Dann ist er es ganz bestimmt.“), drängt sich auch hier der Verdacht eines ungesunden Lebenswandels auf.
Aber wie gefährlich lebt Bond in seiner fiktiven Welt denn nun genau? Dieser Frage ist ein Team britischer und niederländischer Wissenschaftler nachgegangen. Mit dem gleich auf mehrere Arten verspielten Titel „No Time to Die: An in-depth Analysis of James Bond's Exposure to Infectious Agents“ verspricht die Mini-Studie nicht zu viel; man merkt den Autoren ihre Begeisterung für den Stoff an. So schreiben sie beispielsweise in ihrer Erklärung zur Autorenschaft, dass sie sich mit dem Sichten des Quellmaterials gemeinsam Abende um die Ohren geschlagen und die Arbeit selbst finanziert haben – „auf Grund ihrer Nutzlosigkeit“. Entsprechend augenzwinkernd sind die Auswertungen zu lesen, die teilweise doch arg überzogen erscheinen.
So wird das Toxoplasmose-Risiko angesprochen, dem Bond sich bei seinen häufigen Begegnungen mit Erzfeind Blofeld – oder vielmehr dessen geliebtem Schoßtier, einer weißen Perserkatze – aussetzt. Auch Hakenwürmer und Sandflöhe, die der Agent sich leicht beim barfüßigen Schlendern über karibische Strände einfangen könnte, werden als potenzielle Gefahr genannt. Das ist beides schon etwas konstruiert, aber die Akribie der Analyse bleibt unterhaltsam.
Naheliegender wird es dann bei den Themen Safer Sex, Ernährung und Tropenmedizin. Der Reihe nach:
Nun handelt es sich bei einigen dieser Dinge natürlich um absolut gängige dramatische Verdichtungen. Kein Bond-Film will als Kunstinstallation wirken – niemand erwartet also, ganz profane Aktionen wie Händewaschen vollständig auserzählt auf der Leinwand zu sehen, es sei denn, es steht im Kontext zur eigentlichen Szene. Und doch macht die beeindruckende Liste ganz alltäglicher Gefahren es nur fantastischer, dass der Agent auch weiterhin um sich schießt. Wie viele Leben Bond pro Film tatsächlich brauchen würde, wäre Aufgabe für mindestens eine weitere Studie.
Die Originalpublikation haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Clem Onojeghuo, Unsplash