Bei Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung unter Dialyse wird häufig eine ESA-Therapie zur Behandlung von Anämie eingesetzt. Das ist nicht immer ganz sicher. Daprodustat könnte dagegen eine gute Alternative sein.
Die meisten Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung (CKD), die eine Dialysebehandlung erhalten, haben eine Anämie. Diese geht wiederum öfters mit einer verminderten Lebensqualität, häufigeren Bluttransfusionen sowie einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse einher. Frühere Studien haben bereits Sicherheitsbedenken über die Verwendung konventioneller Erythropoese-stimulierender Mittel (ESAs) zur Behandlung dieser Anämie formuliert. Denn oft sind rekombinantes humanes Erythropoetin und dessen Derivate in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle, Myokardinfarkte und anderen unerwünschten Ereignissen assoziiert, wenn ein normaler Hämoglobinspiegel angepeilt wird.
So zeigen mehrere Studien, dass Prolylhydroxylase-Inhibitoren (PHIs) des Hypoxie-induzierbaren Faktors (HIF) bei der Erhöhung des Hämoglobinspiegels genauso wirksam sind wie Erythropoese-stimulierende Mittel. Kürzlich veröffentlichte das New England Journal of Medicine eine Studie, die sich mit dem Einsatz von Daprodustat für die Behandlung von Anämie in Dialysepatienten befasst und eine Alternative zur ESA-Therapie aufzeigt.
Bei der veröffentlichten Studie handelt es sich um eine 1:1 offene, randomisierte Phase-III-Studie mit 2.964 CKD-Patienten, die sich in der Dialyse befanden. Die Probanden wiesen einen Hämoglobinspiegel von 8,0 bis 11,5 g pro Deziliter auf, um eine Therapie mit oralem HIF-OHI (Daprodustat) oder einem injizierbaren ESA zu erhalten. Die beiden primären Endpunkte waren die mittlere Veränderung des Hämoglobinspiegels vom Ausgangswert bis zu den Wochen 28 bis 52 (Nichtunterlegenheitsmarge, -0,75 g pro Deziliter) und das erste Auftreten eines schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignisses. Dieses wurde als Tod jeglicher Ursache oder als nicht tödlicher Myokardinfarkt oder Schlaganfall definiert (Nichtunterlegenheitsmarge von 1,25).
Der mittlere Hämoglobin-Ausgangsspiegel lag bei etwa 10,4 g pro Deziliter. So erzielten beide Therapien ähnliche Ergebnisse: Die mittlere Änderung des Spiegels ausgehend vom Ausgangswert bis zu den Wochen 28 und 52 betrug 0,28 g pro Deziliter in der Daprodustat-Gruppe und 0,1 g pro Deziliter in der ESA-Gruppe, das die vorgegebene Nichtunterlegenheitsmarge von -0,75 g pro Deziliter erfüllte. Die Nachbeobachtungszeit umfasste im Schnitt 2,5 Jahre, in der bei 374 von 1487 Patienten (25,2 %) in der Daprodustat-Gruppe und bei 394 von 1477 (26,7 %) in der ESA-Gruppe ein schwerwiegendes unerwünschtes kardiovaskuläres Ereignis auftrat. Die Forscher ermittelten zudem ein Hazard Ratio von 0,93. Im Auftreten weiterer unerwünschter Ereignisse gab es keine signifikanten Unterschiede.
Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass sich Daprodustat als wirksames Mittel zur Behandlung von Anämie bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz, die eine Hämodialyse oder Peritonealdialyse erhalten, eignet. Demnach sei Daprodustat der ESA-Therapie sowohl in Bezug auf die Veränderung des Hämoglobinspiegels gegenüber dem Ausgangswert, als auch in Bezug auf die kardiovaskuläre Sicherheit nicht unterlegen.
Auch das Sicherheitsprofil scheint dem der ESA-Therapie ähnlich zu sein, folgern die Forscher. Zudem wurden auch keine unerwarteten Sicherheitsbedenken festgestellt. Die Forscher halten fest, dass ihre Ergebnisse mit bestehenden Daten früherer Phase-II-Studien zu Daprodustat übereinstimmen.
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