Kurze Zeit nach Markteinführung eines Biosimilars von Infliximab starten Krankenkassen die ersten Ausschreibungen. Ihre Strategie: Druck auf Originalhersteller ausüben. ProGenerika reagiert erbost – und verweist auf größere Einsparpotenziale, die verloren gingen.
Ein Blockbuster des Rx-Marktes: Remicade® (MSD) rangierte Angaben von IMS Health zufolge im Jahr 2014 auf Platz acht der meistverkauften Medikamente. Das Infliximab-Originalpräparat steht nicht nur bei entzündlichen Darmerkrankungen, sondern auch bei rheumatoider Arthritis oder Psoriasis auf ärztlichen Verordnungen. Steigende Verordnungszahlen sind Krankenkassen schon lange ein Dorn im Auge.
Kaum waren die ersten Biosimilars auf dem Markt, nämlich Inflectra® (Hospira) und Remsima® (Mundipharma), bündelte ein Konsortium seine Kräfte. Die TK hat zusammen mit der DAK, der KKH, der BKK vor Ort, der Pronova BKK sowie der HEK eine Ausschreibung im „Open House“-Verfahren lanciert. Bei dem äußerst umstrittenen Modell erhalten alle Hersteller, die bestimmte Preise akzeptieren, den Zuschlag. Mitte 2014 landete eine ähnliche Ausschreibung vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH), das Urteil steht noch aus.
Das hält Krankenkassen nicht davon ab, erneut diesen Weg einzuschlagen, bis ein EuGH-Urteil vorliegt. Biosimilars sind als ähnliche, jedoch unterschiedliche Moleküle, nicht gegeneinnader austauschbar. Deshalb greifen Rabattverträge nicht. Grund genug, den Originalhersteller nach Markteintritt preisgünstiger Biosimilars unter Druck zu setzen. Hätten Kassen durch mehr Geduld tatsächlich größere Summen eingespart?
Bork Bretthauer, Geschäftsführer des Branchenverbands Pro Generika, weist in diesem Zusammenhang auf die „sehr hohe Relevanz für die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen“ hin. Für die aktuelle Vorgehensweise hat er wenig Verständnis: „Notwendig ist, dass es jetzt zu einem offenen und fairen Wettbewerb kommt.“ Patentverlängernde Rabattverträge, die als „Schutzzäune den aufkeimenden Biosimilarwettbewerb behindern“, müssten ebenfalls aus dem Weg geräumt werden. Von besseren Rahmenbedingungen im Markt würden nicht zuletzt gesetzliche Krankenkassen profitieren.