Wissenschaft ist zum Gähnen? Von wegen! Heute für euch im Angebot: Drei aktuelle Wissens-Häppchen rund ums Thema Schlaf.
Nicht immer stimmt unsere Einschätzung darüber, wie tief unser Schlaf ist: Beim Phänomen der Schlaf-Fehlwahrnehmung (sleep state misperception) fühlen sich Personen so, als wären sie wach gewesen, obwohl sie eigentlich geschlafen haben. Wie kann das möglich sein?
Schweizer Forscher untersuchten nun die Gehirnaktivität von „Gut-Schläfern“ und „sleep misperceptors“ während des Schlafs, um der subjektiven Wahrnehmung auf den Grund zu gehen. Zu definierten Zeitpunkten in den Schlafphasen wurden die Probanden aufgeweckt und befragt, wie tief sie ihren Schlaf einschätzten.
Wollt ihr mehr wissen? Dann lest hier die Originalstudie.
Es ist kein Geheimnis, dass die Menge an Schlaf, die wir bekommen, kognitiv anspruchsvolle Aufgaben wie Lesen, Sprechen oder Rechnen beeinflusst. Weniger bekannt ist, inwiefern Schlafmangel auch Aktivitäten beeinträchtigt, die weniger mentale Kapazität benötigen – so wie das Gehen. In einer neuen Studie konnten Forscher des MITs und der Universität Sao Paulo zeigen, dass Schlafmangel beeinträchtigen kann, wie gut wir unseren Gang im Griff haben.
Auf die Idee für die Studie kamen die Forscher, die schon länger die kognitive Steuerung des Gehens untersuchen, übrigens durch eine Auffälligkeit bei ihren vorherigen Experimenten: Gegen Ende des Semesters, wenn die studentischen Probanden wegen Deadlines und Examen weniger schliefen, erhielten die Forscher durchweg schlechtere Ergebnisse.
Untersucht wurde in der Studie, wie gut die Probanden auf einem Laufband mit einem Metronom Schritt halten konnten. Während des Tests wurde der Takt langsam erhöht oder verlangsamt. Das Ergebnis: Je weniger Schlaf die Probanden bekamen, desto schlechter schnitten sie im Laufbandtest ab. Besonders schlecht schnitten diejenigen ab, die die ganze Nacht vor dem Test wachgeblieben waren. Überraschend war allerdings, dass diejenigen Probanden, die unter der Woche generell zu wenig schliefen, besser abschnitten, wenn sie an Wochenenden länger schliefen und so Schlaf nachholten.
Ein Beweis also, dass auch fast automatisierte Aktivitäten wie das Gehen mehr von unserem Schlaf beeinträchtigt werden als gedacht; und außerdem, dass Schlaf nachholen durchaus möglich sein könnte und hilfreich ist!
Hier findet ihr die Studie.
Schlaf wird oft als ein temporärer Bewusstseinsverlust definiert, der vom Gehirn gesteuert wird und ihm bei der Verarbeitung und Speicherung von Informationen hilft. Schlaf wird daher maßgeblich über Aktivitätsphasen des Gehirns bemessen. Aber wie sieht es mit Tieren ohne Gehirn aus? Können diese auch schlafen?
Das ist eine Frage der Definition; es gibt verschiedene Hinweise die auf Schlaf oder zumindest einen schlafähnlichen Ruhezustand hinweisen. Dazu gehören physische Ruhephasen, eine verringerte Reaktion auf Stimuli, Ansprechen auf Schlafmittel und Veränderungen in der Gehirn-, bzw. Zellaktivität. Anhand solcher Merkmale ließ sich Schlaf nun schon in mehreren gehirnlosen Kreaturen nachweisen: Die Qualle Cassiopea beispielsweise pulsiert nachts langsamer als tagsüber und reagiert deutlich langsamer auf eine Änderung ihrer Umgebung.
Starke Hinweise also, dass nicht allein das Gehirn den Schlaf bestimmen kann. Die Untersuchung von weiteren wirbellosen Tieren wie Fruchtfliegen und Würmern konnte zeigen, dass auch die Muskeln, das Immunsystem und der Bauch beeinflussen, wie und wann der Körper schläft. Die Vorteile von Schlaf scheinen sich bis auf die grundlegenden zellulären Funktionen zu erstrecken. Dies ist nun auch wieder für den Menschen interessant: Solche Kontrollschalter für den Schlaf lassen sich in einfachen Lebewesen deutlich einfacher untersuchen und identifizieren als in hochkomplexen und entwickelten Lebewesen wie Säugetieren – sind sie einmal bekannt, könnten sie interessante Möglichkeiten für die Behandlung von Schlafstörungen eröffnen.
Einen tieferen Eindruck bekommt ihr in diesem Übersichtsartikel.
Bildquelle: Milada Vigerova, unsplash.