Personalkosten machen in Arztpraxen den Löwenanteil der Ausgaben aus – und sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. So steht es um die wirtschaftliche Lage von Praxisinhabern.
Größter Kostenfaktor für Arztpraxen sind die Ausgaben für das Personal – sie machen 55 Prozent der Gesamtaufwendungen aus. Und die Personalkosten sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen: 2019 um insgesamt 6,7 Prozent, von 2016 bis 2019 sogar um 21,9 Prozent. Das sind Ergebnisse einer Vorabinformation des Zi-Praxis-Panels (ZiPP), mit dem das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) die wirtschaftliche Lage der Arztpraxen zwischen 2016 und 2019 analysiert hat.
Die größten Kostensprünge gab es zudem bei Aufwendungen für Material und Labor (+12,2 Prozent) sowie bei der Miete für Praxisräume (+5 Prozent).
Die insgesamt eher schwache wirtschaftliche Entwicklung in den Arztpraxen der letzten Jahre hat sich nur langsam verbessert. Die Jahresüberschüsse in den Jahren 2016 bis 2019 sind inflationsbereinigt lediglich um durchschnittlich 1,3 Prozent pro Jahr angewachsen. Im gleichen Zeitraum stiegen jedoch die Betriebskosten um 14 Prozent stark an. Der Kostenanstieg hat damit die Entwicklung der Verbraucherpreise, die im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um 4,8 Prozent zunahmen, um nahezu das Dreifache überschritten.
Nach den Ergebnissen des Zi hat die Bedeutung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für die niedergelassene Ärzte weiter zugenommen. So sind die GKV-Einnahmen an den Gesamteinnahmen im dreijährigen Beobachtungszeitraum überdurchschnittlich stark angestiegen (+11,6 Prozent). Die Zuwachsrate bei den Privateinnahmen lag mit 8,6 Prozent hingegen unter dem Durchschnitt.
„Da die Inflationsrate in den vergangenen Jahren sehr niedrig war und nur etwa ein Drittel des heutigen Wertes betrug, sind diese Vergangenheitswerte keine gute Basis, um über die aktuelle wirtschaftliche Lage der Arztpraxen heute zu urteilen.
Bei der derzeitigen Inflationsrate von 4,1 Prozent würden die Praxen bei vergleichbarer Einnahmen- und Kostenentwicklung reale Verluste machen. Die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung gründet aber auf dem Fundament einer soliden wirtschaftlichen Basis der Niederlassung“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Nur wenn auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen, könne es gelingen, junge Ärzte verstärkt für die medizinische Versorgung in der eigenen Praxis zu begeistern, so von Stillfried weiter: „Die medizinische Versorgung von Patienten in den Arztpraxen braucht Zeit. Zeit, die wegen der zunehmenden Arbeitsverdichtung in der Niederlassung leider immer weniger zur Verfügung steht.“
Auch das habe die COVID-19-Pandemie sehr eindringlich vor Augen geführt, denn Regelversorgung und Krisenversorgung würden auch in Zukunft den Alltag vieler Praxen in Deutschland prägen. „Dieser Zeiteinsatz muss so vergütet werden, dass in der Niederlassung auch nach Abzug der Geldentwertung ein Plus verbleibt“, sagte von Stillfried.
Der Zi-Chef forderte die Politik zu einem klaren Bekenntnis pro ambulante Versorgung auf: „Die Sicherstellung der wohnortnahen fach- und hausärztlichen Versorgung gibt es nicht zum Nulltarif.“
Corona führe auch hier weiterhin zu überdurchschnittlicher Arbeitsbelastung. Die hohe gesellschaftliche Verantwortung und das wirtschaftliche Risiko niedergelassener Ärzte müsse auch in den Verdienstmöglichkeiten anerkannt werden. „Diese müssen mindestens so attraktiv sein wie in anderen Bereichen der medizinischen Versorgung, um junge Ärzte weiterhin für die Niederlassung gewinnen zu können“, so von Stillfried.
Das Zi-Praxis-Panel (ZiPP)Mit dem ZiPP erfasst das Zi seit 2010 jährlich die Wirtschaftslage von niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten und veröffentlicht dazu umfangreiche Berichte. Berücksichtigt werden die Einnahmen aus kassenärztlicher und aus privatärztlicher Tätigkeit. Die Basis bildet die steuerliche Überschussrechnung der Praxen. Diese Daten werden direkt aus den Steuerunterlagen der Praxen erhoben.
Die aktuell veröffentlichten Ergebnisse beruhen auf der Befragung des Jahres 2020 und beziehen sich auf die Berichtsjahre 2016 bis 2019. An der Erhebung 2020 nahmen 5.132 Praxen teil. In der hier beschriebenen Längsschnittanalyse wurden die Angaben von 4.020 Praxen berücksichtigt, die für alle vier Jahre über vollständige Finanzangaben verfügen.
Die abschließenden Ergebnisse zur Erhebungswelle 2020 werden zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen des Jahresberichts zur Erhebungswelle 2020 veröffentlicht.
Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemeldung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Die Ergebnisse der Befragung haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Ramiro Mendes, Unsplash