Angesichts der steigenden Infektionszahlen äußern sich viele Fachgesellschaften besorgt – und eindeutig. Intensiv- und Notfall- sowie Altersmediziner und die Wissenschaftler der Leopoldina sprechen sich klar für eine 2G-Regelung und das Einführen einer Impfpflicht aus.
Quelle: Offener Brief BDA und DGAIBeschränkungen besonders für Ältere verhindern
Auch die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie fordert eine Impfpflicht, besonders für Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen. Nur so ließen sich erneute Einschränkungen vermeiden, die vor allem für Bewohner von Langzeitpflegeheimen sehr belastend seien, heißt es in einer Pressemitteilung. Auch flächendeckende Booster-Impfungen für ältere Patienten seien essenziell, um weitere Kollateralschäden der Pandemie, die beispielsweise durch Kontaktbeschränkungen entständen, zu verhindern. Die Debatte um eine mögliche Impfpflicht sei nicht abgeschlossen. „Die aktuell erneut aufgetretenen Infektionscluster in Pflegeheimen zeigen, dass der nachlassende Impfschutz nicht nur ein individuelles Risiko darstellt“, so die Experten. Ein Anästhesist und Notfallmediziner, der bei uns als Narkosedoc bloggt, bringt es via Twitter auf den Punkt:
Die Forscher der Leopoldina sprechen sich in einer aktuellen Stellungnahme ebenfalls klar für eine Impfpflicht aus. Die vierte Welle sei für die Dynamik des Pandemiegeschehens nicht zu unterschätzen, im EU-Vergleich stehe Deutschland in Sachen Impfquote weiter schlecht da. „Die zu geringe Impfquote – ca. 16 Millionen Erwachsene sind aktuell nicht geimpft – trägt maßgeblich dazu bei, dass zunehmend wieder schwere Krankheitsverläufe mit zum Teil langen Krankenhausaufenthalten zu beobachten sind“, wird Gerald Haug, Verfasser der Stellungnahme und Max-Planck-Wissenschaftler, im Spiegel zitiert.
Deutschland und Corona: Es gibt auch Lichtblicke
Zwar sei Deutschland in diesem Winter besser aufgestellt als noch vor einem Jahr, doch noch immer fehle es an den bekannten Punkten: Prävention, Regeln und Stringenz. Die Leopoldina schlägt daher strenge Gegenmaßnahmen vor, unter anderem eine Anpassung der Abeitsschutzverordnung. Sie soll Arbeitgebern erlauben, den Impfstatus der Beschäftigten abzufragen. Außerdem sollten 2G-Regeln überall „eine größere Geltungsreichweite“ eingeräumt und „Impfpflichten für Multiplikatoren“, also für Berufe mit vielen Menschenkontakten, eingeführt werden.
Welche dieser Forderungen in den kommenden Wochen tatsächlich umgesetzt werden, ist fraglich. In ihren unterschiedlich strengen Ausprägungen eint sie aber eines: Der Ruf nach einer Impfpflicht und klaren 2G-Regelung.
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