Wie die meisten Organe des Körpers altert auch das Immunsystem. Aber warum verändert sich die Fähigkeit, Infektionen abzuwehren und auf Impfungen zu reagieren?
Unser Körper erneuert sich kontinuierlich durch die Aktivität von Stammzellen. Diese sorgen für einen Nachschub an neuen Zellen in sämtlichen Organsystemen. Stammzellen vermehren sich ständig, die Tochterzellen reifen und werden beispielsweise zu Blutzellen, Knochenzellen und Hautzellen.
Allerdings sinkt im Laufe der Jahrzehnte die Anzahl an Stammzellen in unserem Körper und die Fähigkeit, sich zu erneuern, lässt nach: Wir werden alt. Somit ist Altern wesentlich durch den Verlust von Stammzellen bestimmt. Das betrifft insbesondere das Immunsystem, wo die weißen Blutzellen ständig erneuert werden.
Die Lymphozyten gehören zu den weißen Blutzellen und sie sind Träger der adaptiven Immunantwort. In unserem Körper befindet sich eine enorme Vielfalt an Lymphozyten, die Millionen verschiedene Moleküle von Infektionserregern, die sogenannten Antigene, erkennen können. Durch Stammzellen erneuern sich die Lymphozyten immer wieder. Im Alter lässt diese Funktion jedoch nach und unser Immunsystem erkennt immer weniger Antigene. Dies bedeutet, dass eine Immunreaktion im Alter träge wird – sowohl gegen Impfstoffe als auch gegen Infektionen.
Ältere Personen haben in ihrem Leben schon zahlreiche Infektionen durchlebt und ein Immungedächtnis gegen viele Erreger aufgebaut. Warum sind sie oft trotzdem schwerer von Infektionskrankheiten betroffen? Ist die Fähigkeit, neue Erreger zu erkennen und abzuwehren, irgendwann „aufgebraucht“?
Das Immungedächtnis gegen Erreger, denen ältere Personen in der Jugend begegnet sind, kann durchaus auch im Alter erhalten bleiben. Es ist eher die Fähigkeit betroffen, neue Erreger und Antigene zu erkennen. Die Erkennung von neuen Erregern steht aber nicht im Wettbewerb mit dem Gedächtnis. Es handelt sich hier um zwei Funktionen, die von zwei verschiedenen Zellgruppen geleistet wird: Die naiven Zellen sind für die Erkennung von neuen Erregern zuständig und die Gedächtniszellen erkennen die alten Erreger wieder. Das Problem ist eher, dass zu wenige neue naive Zellen entstehen und nicht, dass das bereits erworbene Immungedächtnis ihnen den Platz wegnimmt.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Das vollständige Interview dazu findet ihr hier.
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