Eine Frühgeburt bringt ein lebenslanges Risiko für Bluthochdruck mit sich. Einer Studie zufolge zählt jede Schwangerschaftswoche, um dieses Risiko zu senken.
Eine aktuelle von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York, geleitete Studie in JAMA Cardiology umfasst Daten von mehr als 2 Millionen Frauen in Schweden, um das mit Frühgeburten verbundene Risiko für chronischen Bluthochdruck auf Seiten der Mutter zu untersuchen. Das Forscherteam stellte fest, dass eine Frühgeburt mit einem signifikant höheren zukünftigen Risiko für chronischen Bluthochdruck verbunden ist. Dies gilt nicht nur im zeitlichen Zusammenhang mit der Schwangerschaft, sondern - das ist das Neue an der Analyse - selbst noch bis zu mindestens 40 Jahre später, unabhängig von anderen mütterlichen und familiären Faktoren.
Die Daten wurden aus dem schwedischen Geburtenregister entnommen, das alle pränatalen und geburtsbezogenen Informationen für Entbindungen seit 1973 enthält. Die Forschungsgruppe analysierte 4.308.286 Einlingsgeburten bei 2.195.989 Frauen zwischen Januar 1973 und Dezember 2015. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass Einlingsgeburten ausgewählt wurden, um die interne Vergleichbarkeit zu verbessern.
Zusätzlich wurde eine Kategorisierung in sechs Gruppen anhand der Schwangerschaftsdauer durchgeführt. Dazu gehörten extreme Frühgeburten (22.–27. Schwangerschaftswoche), sehr frühe Frühgeburten (28.–33. Woche), frühe Frühgeburten (34.–36. Woche), mäßig frühe Frühgeburten (37.–38. Woche), Termingeburten (39.–41. Woche) und Übertragungen (≥ 42. Woche).
Als Hauptergebnis wurde eine neu aufgetretene chronische Hypertonie definiert, die mehr als 12 Wochen nach der Geburt diagnostiziert wurde, um eine chronische Hypertonie von der Schwangerschaftshypertonie zu unterscheiden. Des Weiteren wurden für Präeklampsie und andere hypertensive Schwangerschaftserkrankungen adjustiert.
Von insgesamt 46,1 Millionen Personenjahren der Nachbeobachtung wurde bei 16 % Bluthochdruck diagnostiziert, wobei das Durchschnittsalter 55,4 Jahre betrug. Innerhalb von 10 Jahren nach der Entbindung betrug die Hazard Ratio für Bluthochdruck in Verbindung mit Frühgeburten 1,67 (95 % KI, 1,61–1,74).
Im Vergleich der Untersuchungsgruppen betrug die Hazard Ratio 2,23 (95 % KI, 1,98–2,52) für extreme Frühgeburten, 1,85 (95 % KI, 1,74–1,97) für sehr frühe Frühgeburten, 1,55 (95 % KI, 1,48–1,63) für frühe Frühgeburten und 1,26 (95 % KI, 1,22–1,30) für mäßig frühe Frühgeburten im Vergleich zu einer vollständigen Geburt, es gab also eine klare Korrelation mit dem Geburtszeit: Je früher das Kind, desto höher das Hypertonierisiko der Mutter.
Das bestätigt die von den Wissenschaftlern geäußerte Vermutung, dass, neben einem vitalen Risiko für das Neugeborene, auch mütterliche Risiken steigen, je früher eine Frühgeburt stattfindet. Mit jeder zusätzlichen Schwangerschaftswoche sank laut Studie das Risiko um durchschnittlich 7 % (HR 0,93; 95 % KI, 0,93–0,94).
Die Forscher stellten auch fest, dass Frauen, die zu früh entbunden hatten, mit größerer Wahrscheinlichkeit jünger als 20 Jahre waren, ein niedriges Bildungsniveau hatten, arbeitslos waren, rauchten oder einen hohen pränatalen BMI, Präeklampsie oder andere hypertensive Schwangerschaftsstörungen aufwiesen.
Zu den Einschränkungen der Studie gehörte das Fehlen detaillierter klinischer Blutdruckaufzeichnungen, die zur Überprüfung der Hypertonie-Diagnosen erforderlich sind.
Eine Priorität für die künftige Forschung bestehe darin, die Ergebnisse auf ethnische Untergruppen auszudehnen, die ein höheres Risiko für Frühgeburten und Bluthochdruck haben. Frauen mit einer Vorgeschichte von Frühgeburten benötigen eine frühzeitige präventive Untersuchung und eine langfristige Risikoreduktion und Überwachung für Bluthochdruck, so die Wissenschaftler.
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