Die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft geht deutschlandweit zurück. Nun wurden Projekte geehrt, die sich für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzen. Welche das sind und was sie bewirken können erfahrt ihr hier.
Eine intensivere Nutzung landwirtschaftlicher Flächen unter Dünger- und Pflanzenschutzmitteleinsatz sowie die Zunahme von Monokulturen haben in den vergangenen Jahrzehnten zum Rückgang vieler Arten geführt. Immer öfter werden seltene Ackerwildkräuter von robusteren Pflanzenarten verdrängt. Trotz des Rückgangs waren sich Wissenschaftler einig, dass es noch zahlreiche Vorkommen der stark gefährdeten Ackerwildkrautflora gibt, die nun unter besonderen Schutz gestellt werden müssen. Mit der Vergabe des Deutschen Umweltpreises hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unter anderem drei Maßnahmen zum Schutze der Artenvielfalt auf den Äckern geehrt.
Eines davon ist das Projekt „100 Äcker für die Vielfalt“: Im Rahmen des Projekts wurden bundesweit insgesamt 112 sogenannte „Schutzäcker“ ernannt, die nun unter besonderer Beobachtung stehen. „Unser Ziel ist es, weitere Schutzäcker zu erhalten und das fachübergreifende Netzwerk zu stärken“, sagt Projektleiter Dr. Stefan Meyer, der gemeinsam mit weiteren Akteuren ein bundesweites, langfristiges Konzept zum Ackerwildkrautschutz realisieren möchte.
Immer häufiger sieht man außerdem angelegte Blühstreifen am Rande von landwirtschaftlich genutzten Äckern. Forschende mehrerer Universitäten haben untersucht, ob diese tatsächlich einen Einfluss auf die Artenvielfalt haben können. Projektleiter Prof. Hermann Jungkunst fasst die Ergebnisse zusammen: „Wir kommen zu dem Schluss, dass mehrjährige Blühstreifen zwei wichtige Ökosystemfunktionen zeigen. Zum einen dienen sie Insekten als Lebensraum und zum anderen begünstigen sie das Anreichern und Speichern von Kohlenstoff im Boden“. Eine Patentlösung als Klimaschutz-Dienstleister seien Blühstreifen aber nicht, denn je nach Boden und Region werde unterschiedlich viel Kohlenstoff gespeichert. Außerdem verschwinde der Effekt der Kohlenstoffsenke, wenn die Fläche umgebrochen werde, um ihren Status als Ackerland zu halten. Das bedeutet nach Jungkunsts Worten, dass Blühstreifen für mehrere Jahre, wenn nicht sogar dauerhaft als solche an einem Standort genutzt werden müssten, um tatsächlich in doppelter Funktion für Arten- und Klimaschutz zu wirken.
Weiterhin stellt der zunehmend monotone Anbau auf den Feldern ein Problem für viele Tierarten dar, die auf abwechslungsreiche Ackerkulturen angewiesen sind. In einem weiteren Projekt haben Forschener untersucht, ob sich die Vielfalt und Anzahl von Insekten und Vögeln erhöht, wenn Raps und Weizen in 18 bis 36 Meter breiten Streifen nebeneinander angebaut werden. „Der Streifenanbau kann ein Baustein für den modernen Ackerbau sein, um die Artenvielfalt zu erhöhen“, sagt Projektleiter Dr. Gunnar Breustedt von der Universität Kiel. Prof. Dr. Teja Tscharntke (Universität Göttingen) ergänzt: „Wichtige Maßnahmen wie Blühstreifen, Brachen und mehr dauerhafte Grasrand- und Gehölzstrukturen kann er nicht ersetzen, aber sehr wohl ergänzen“.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Bildquelle: Institut für Agrarökologie und Biodiversität (ifab).