Zur Homöopathie gibt es hier und auf anderen Plattformen viele Artikel. Eher wenige beschränken sich auf die reine Datenlage.
Die Datenlage in Bezug auf (große) Meta-Analysen zu homöopathischen Studien ist überschaubar.
Unter anderem beim Internationalen Homöopathie-Kongress der Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis in Leipzig 2017 wurden 8 Studien angeführt, welche eine Vielzahl von Einzelstudien untersucht haben und 7 davon sollen die Wirksamkeit der Homöopathie belegen.
Diese Liste an Meta-Studien wird sehr häufig als "Argument" für die Wirksamkeit angeführt.
7 dieser 8 Studien weisen eine Wirkung nach, die über Placebo liegt. Das wird als Nachweis für die Wirksamkeit der Homöopathie angesehen.
Das ganze wird allerdings erheblich relativiert, wenn die Schlussfolgerungen bzw. die Ergebnisbetrachtung der Autoren der Studien im Wortlaut berücksichtigt wird. Dort heißt es:
a) Kleijen:
CONCLUSIONS:
At the moment the evidence of clinical trials is positive but not sufficient to draw definitive conclusions because most trials are of low methodological quality and because of the unknown role of publication bias. This indicates that there is a legitimate case for further evaluation of homoeopathy, but only by means of well performed trials.
b) Linde:
INTERPRETATION:
The results of our meta-analysis are not compatible with the hypothesis that the clinical effects of homeopathy are completely due to placebo. However, we found insufficient evidence from these studies that homeopathy is clearly efficacious for any single clinical condition. Further research on homeopathy is warranted provided it is rigorous and systematic.
c) Linde/Melchart
CONCLUSION:
The results of the available randomized trials suggest that individualized homeopathy has an effect over placebo. The evidence, however, is not convincing because of methodological shortcomings and inconsistencies. Future research should focus on replication of existing promising studies. New randomized studies should be preceded by pilot studies.
d) Cucherat
There is some evidence that homeopathic treatments are more effective than placebo; however, the strength of this evidence is low because of the low methodological quality of the trials. Studies of high methodological quality were more likely to be negative than the lower quality studies. Further high quality studies are needed to confirm these results.
e) Mathie (2014)
Medicines prescribed in individualised homeopathy may have small, specific treatment effects. Findings are consistent with sub-group data available in a previous 'global' systematic review. The low or unclear overall quality of the evidence prompts caution in interpreting the findings. New high-quality RCT research is necessary to enable more decisive interpretation.
Im Ergebnis sprechen die Analysen davon, dass die Qualität der untersuchten Studien schlecht bis mangelhaft ist.
Das gilt regelmäßig für homoöpathische Studien.
Es fehlt weiterhin an qualitativ und methodisch hochwertigen Studien, welche eine signifikante Wirkamkeit der Homöopathie über Plazebo nachweist.
In dem Zusammenhang sollte bedacht werden: Es ist nicht Aufgabe der Wissenschaft zu beweisen, dass Homöopathie nicht funktioniert. Da Homöopathie auf einer naturwissenschaftlich nicht haltbaren These basiert, ist es Aufgabe der Befürworter der Homöopathie qualitativ hochwertige Studien durchzuführen, die einen signifikanten Wirksamkeitsnachweis findet, der über Placebo hinausgeht.
Auch das Argument, dass angeblich die Pharmaindustrie dagegenstünde, ist unsinnig. In Bezug auf pharmazeutische Produkte ist die gesamte Welt auf wenige Pharmakonzerne aufgeteilt. Hersteller homöopathischer Produkte gehören auf die eine oder andere Weise (Subunternehmer, Anteilseigner usw.) mittelbar oder unmittelbar den Global Playern.
Ob für ein Leiden nun also ein homöopathisches Mittel verkauft wird oder eine normale Tablettenzubereitung mit konventionellem Wirkstoff, ist für die Pharmaindustrie irrelevant – Hauptsache, es wird etwas gekauft. Für viele Erkrankungen sind homöopathische Präparate aber deutlich teurer als konventionelle, sodass der Verkauf von homöopathischen Produkten eher gewünscht ist.
Aus wissenschaftlicher Sicht irreführend und nahezu schon an die Grenze der moralischen Verwerflichkeit gehend, werden auch homöopathische "Wirkstoffe" für die Indikationen vertrieben, die es gar nicht gibt, z.B. das "Ausleiten von Impfungen" und andere Pseudodiagnosen.
Damit wird ein Markt geschaffen für Erkrankungen, die sich die Hersteller und Befürworter der Homöopathie letztlich ausgedacht haben und für die es keine wissenschaftliche Grundlage gibt.
Die Studienlage lässt es derzeit, auch 4 Jahre nach dem Kongress damals, nicht zu, dass homöopathische Präparate klinisch eingesetzt werden.
Es muss immer bedacht werden: Selbst wenn 50% der Patienten irgendwie auf ein Präparat reagieren, ist das statistisch gesehen reiner Zufall ("Münzwurf") und damit schon per Definition nicht signifikant.
Bezüglich der Studienlage gibt es jedenfalls keinen Grund homöopathische Präparate einzusetzen. Das sagen auch die Autoren der Meta-Analysen, welche die Befürworter gerne anführen.
Alle 7 Autorengruppen betonen die Notwendigkeit qualitativ hochwertiger Studien, bevor ein abschließendes Urteil gefällt werden kann.
Das fehlt bis heute.
Es gibt wenige klinische Sachverhalte bzw. Therapieverfahren, bei denen eine größere Anzahl unterschiedlicher Autoren in derartiger Weise zu dem gleichen Schluss kommt.