Laut einer Umfrage der British Veterinary Association hatte fast jeder sechste Tierarzt im letzten Jahr mit Diskriminierung am Arbeitsplatz zu tun. Was läuft schief?
In der Erhebung vom Frühjahr dieses Jahres kam heraus, dass rund 15 Prozent der Teilnehmer an ihrem Arbeitsplatz oder ihrer Universität persönlich in irgendeiner Form diskriminiert wurden. Mehr als jeder Fünfte (21 %) war Zeuge von Diskriminierung und die meisten gemeldeten Fälle gingen von Kollegen oder Führungskräften aus (67 %).
Um das Problem zu bekämpfen, hat die BVA daraufhin eine Website zum Thema Mikroaggressionen eingerichtet, auf der Tierärzte sich informieren können. Mit den dort vorgestellten Postern und Texten soll das Gespräch über Mikroaggressionen unter Tierärzten und deren Auswirkungen angestoßen werden.
Als Mikroaggressionen gelten Kommentare oder Handlungen, die sich negativ auf eine (marginalisierte) Gruppe von Menschen beziehen. Sie können beabsichtigt oder unbeabsichtigt sein und stellen eine Form der Diskriminierung dar, da sie auf Stereotypen beruhende Annahmen treffen.
Der stellvertretende BVA-Vorsitzende Malcolm Morley erklärt: „Ich bin äußerst besorgt darüber, dass so viele Tierärzte an ihren Arbeits- und Studienorten immer noch diskriminiert werden und es ist noch beunruhigender, dass viele dieser Vorfälle von Kollegen begangen werden. Während einige dieser Vorfälle sicherlich absichtlich geschehen sind, ist es auch wahrscheinlich, dass es viele subtile sogenannte Mikroaggressionen gibt, bei denen der Sprecher den Schaden, den er verursacht, nicht beabsichtigt hat.“
Der im Pferdebereich tätige Morley ruft dazu auf, die eigene Kommunikation zu reflektieren. „Leider halten uns gute Absichten nicht immer davon ab, andere zu verletzen – vor allem, wenn unsere Bemerkungen nur eine von vielen ähnlichen Interaktionen sind, die eine Person im Laufe einer Zeitspanne ertragen muss.“ Er fügt hinzu: „Wir alle können dazu beitragen, indem wir ein Verständnis dafür entwickeln, warum unsere Worte schädlich sein können. Die Website und ihre Informationen soll uns allen helfen, die eigene Sprache zu überdenken und weiterzuentwickeln. Einige daraus resultierende Gespräche im Team mögen schwierig sein, aber sie bieten uns allen die Möglichkeit, dazu beizutragen, dass die Lern- und Arbeitsumgebungen der (angehenden) Tierärzte einladend und inklusiv für alle sind.“
Die Materialien wurden in Zusammenarbeit mit der British Veterinary Ethnicity and Diversity Society, British Veterinary LGBT+, British Veterinary Chronic Illness Support, Vetlife und anderen Fachberatern entwickelt. Die BVA bittet Tierarztpraxen in Großbritannien, eines oder mehrere der Plakate auszudrucken und aufzuhängen, um Gespräche darüber anzustoßen, wie das gesamte Team mehr auf die Wirkung seiner Worte achten kann.
Hier findet ihr die Infomaterialien der BVA auf Englisch.
Bildquelle: Olga Guryanova, unsplash