Egal, ob metabolische, kardiovaskuläre oder neurodegenerative Erkrankungen – zur Prophylaxe eignen sich nicht nur Pharmaka. Mehrere Studien belegen den Mehrwert von Lebensstil-Interventionen. Die Programme fordern Menschen körperlich und geistig.
Schon vor 14 Jahren konnten Forscher zeigen, dass Patienten mit gestörter Glukosetoleranz nicht zwangsläufig in Richtung Pharmakotherapie rutschen. Bei der Risikogruppe setzten sie vielmehr auf Lebensstil-Interventionen – und senkten die Zahl an Diabeteserkrankungen um 58 Prozent. Ein zentraler Punkt: Alle Teilnehmer wurden individuell betreut. Sie nahmen an maßgeschneiderten Trainingsprogrammen teil und reduzierten ihr Körpergewicht.
Vom Erfolg angespornt, befassten sich Forscher jetzt mit der Frage, inwieweit sich altersbedingte Demenzen vermeiden lassen. Die CAIDE-Studie (Cardiovascular Risk Factors, Aging and Dementia) hatte den Blutdruck, den Body Mass Index, den Cholesterinspiegel, fehlende Bewegung und niedrige Bildung als Risikofaktoren identifiziert. Daraus entstand ein CAIDE-Score, um Teilnehmer mit Demenzrisiken zu identifizieren. Kriterien für eine kognitive Schwäche mussten ebenfalls erfüllt werden. Auf dieser Basis rekrutierten Forscher schließlich 1.260 Senioren zwischen 60 bis 77 Jahren.
Sie wurden in eine Interventionsgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Teil der Intervention waren verschiedene Coachings. Ernährungsberater erklärten den Senioren, warum – und wie – man sich ballaststoffreich ernährt. War der BMI erhöht, versuchten Experten über diesen Weg auch eine Gewichtsverringerung. Von Physiotherapeuten erhielten die Probanden Hinweise zur sinnvollen sportlichen Betätigung. Im Mittelpunkt standen Aerobic und Krafttrainings. Und schließlich erläuterte ein Psychologe softwarebasierte kognitive Übungen per Computer. Das kompakte Programm zeigte nach zwei Jahren Vorteile, und zwar beim Arbeitsgedächtnis sowie bei exekutiven Funktionen wie Verstand, Selbstbeherrschung und Planung. Lediglich bei Gedächtnistests ergaben sich primär keine Vorteile – erst fehleranfällige Post-hoc-Analysen zeigten den Erfolg. Jetzt schließen sich Nachbeobachtungen an. Den Forschern ist klar, dass sie Demenzen mit ihrem Interventionsprogramm kaum verhindern können. Treten entsprechende Erkrankungen nur fünf Jahre zeitverzögert auf, könnte man innerhalb von 50 Jahren jeden zweiten Fall verhindern, heißt es weiter.