Ein 40-Jähriger stürzt eines Tages plötzlich zu Hause. Im Krankenhaus wird mittels MRT ein Infarkt im rechten Cerebellum und im Hirnstamm festgestellt. Während seiner langwierigen Rehabilitation kommt eine ungewöhnliche Methode zum Einsatz.
Ein 40-jähriger Mann, der im Logistikbereich arbeitet, stürzt eines Tages plötzlich zu Hause und wird daraufhin ins Krankenhaus eingeliefert. Besonders auffällig sind Bewusstseinsstörungen, eine persistierende Blickdeviation, eine linksseitige Hemiplegie sowie eine rechtsseitige cerebelläre Ataxie.
Eine MRT vom selben Tag zeigt einen Infarkt im rechten Cerebellum und im Hirnstamm.
Nach insgesamt 37 Tagen Akutbehandlung wird der Mann in eine spezielle Rehabilitationsklinik überwiesen. Zu diesem Zeitpunkt kann er zwar selbstständig gehen, doch die cerebelläre Ataxie manifestiert sich nach wie vor in einem starren Gangbild: Während der Standphase blockiert der Patient das linke Knie und während der Schwungphase schleift sein linker Fuß. Um schnell aufzustehen, braucht er zudem Unterstützung.
Da er der Hauptverdiener ist, hat die frühzeitige Rückkehr an den Arbeitsplatz höchste Priorität bei seiner Rehabilitation. In den ersten drei Wochen absolviert der Patient eine standardmäßige Physiotherapie mit Schwerpunkt auf Gleichgewichtstraining (Aufstehen ohne Hilfe) und funktionellem Gehtraining (Richtungswechsel). Dadurch verbessert sich zwar sein Gesamtzustand, die Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme bleiben jedoch bestehen.
Nun kommt eine ungewöhnliche Methode zum Einsatz: Die Physiotherapie wird um eine freiwillige Übung ergänzt, bei der ein medizinisches VR-Gerät eingesetzt wird. Im Sitzen muss er in einem dreidimensionalen virtuellen Raum fallende Objekte fangen, wodurch sein Gefühl dafür, wie er sein Körpergewicht beim Greifen sanft verlagern kann, gestärkt werden soll.
Dieses Training absolviert der Patient 2 Wochen lang an 5 Tagen pro Woche für jeweils 40 Minuten. Die Trainingsintensität wird dabei über Geschwindigkeit, Position und Anzahl der fallenden Objekte angepasst. Der anschließende Erfolg kann sich sehen lassen, denn sowohl die Scores zur Ataxie als auch zum funktionellen Gleichgewicht haben sich deutlich verbessert. Klinisch ist das Schwanken des Rumpfes verschwunden und nach weiteren 2 Wochen Physiotherapie kann er an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.
Text- und Bildquelle: Takimoto et al. / BMJ Case Reports