Milzbrand ist in einigen Teilen Afrikas endemisch, Menschen und Tiere können betroffen sein. Jetzt starben drei Geparde, nachdem sie ein infiziertes Bergzebra gefressen hatten. Ein Fall-Bericht.
Ein Team vom Gepardenforschungsprojekt des Leibniz-Instituts meldete den plötzlichen Tod von drei Geparden innerhalb von 24 Stunden in der Namib-Wüste. Offenbar starben die Tiere, nachdem sie ein Bergzebra gefressen hatten, das positiv auf den Milzbrand-Erreger getestet wurde. Milzbrand ist eine vom Bakterium Bacillus anthracis verursachte Infektionskrankheit, die in einigen Teilen Afrikas endemisch ist.
Bei dem Bergzebra handelt es sich um den ersten beschriebenen Fall eines mit Milzbrand infizierten Wildtieres in dieser Wüstenregion. Dies zeigt, dass es bisher unbekannte Risiken für die dort lebenden Wüstentiere geben könnte. Raubtiere sind in der Regel weniger anfällig für Milzbrand als Pflanzenfresser. Insbesondere Geparde haben eine starke angeborene Immunität, die ihnen eine schnelle erste Abwehr gegenüber Krankheitserregern wie Bacillus anthracis bietet. „Nehmen Geparde jedoch eine große Menge an Bakterien auf, zum Beispiel mit dem Fleisch eines kontaminierten Kadavers, kann ihre angeborene Immunität überlastet werden“, erklärt Projektleiterin Bettina Wachter. „Geparde fressen kaum Aas, weshalb sie nur selten Beutetieren ausgesetzt sind, die mit Milzbrand infiziert sind. Infolgedessen bilden sie nur wenige Antikörper aus, die eine weitere Abwehrlinie darstellen würden. Geparde sterben daher sehr schnell, wenn sie mit Milzbrand infiziert sind, wie Untersuchungen im Etosha-Nationalpark im Norden Namibias zeigten.“
Der Erreger konnte zwar bei keinem der drei Geparde nachgewiesen werden, dennoch halten die Wissenschaftler es für sehr wahrscheinlich, dass Milzbrand die direkte Ursache für ihren Tod war. Bakterienkulturen von hochgradig anfälligen Tieren, die schnell sterben, weisen oft ein negatives Testresultat auf, da die Tiere bereits bei einer geringen Bakterienkonzentration im Blut oder bei einer hohen Belastung durch das Toxin, das Bacillus anthracis bei der Zerstörung durch das Immunsystem freisetzt, sterben können. Zudem entwickelt sich die vegetative Form des Erregers nur dann, wenn er nach dem Tod des Wirts schnell in Kontakt mit Luft kommt. Die Geparde wurden elf Tage nach ihrem Tod äußerlich unversehrt aufgefunden; ihre Körper wurden nicht von Aasfressern geöffnet. Dies könne eine weitere Erklärung für die negativen Ergebnisse der Labortests auf Milzbrand sein, so das Team.
Milzbrand ist eine in trockenen Lebensräumen wenig erforschte Krankheit. Wenn Wildtiere in der Namib-Wüste verenden, werden die Ursachen oft auf Dürre, Hunger und die schwierigen Wüstenbedingungen zurückgeführt. „Die wenigen gemeldeten Fälle von Milzbrand in den trockenen Regionen Namibias traten auf, wenn Nutztiere oder Menschen direkt betroffen waren“, erklärt Portas. „Wir wissen daher nicht, wie häufig Milzbrand in der Namib-Wüste vorkommt und wie sehr die Wildtierpopulationen von dieser Krankheit betroffen sind. Für andere Lebensräume wie den Etosha-Nationalpark gibt es zahlreiche Forschungsergebnisse, die zeigen, dass Milzbrand eine wichtige ökologische Rolle spielt.“
Dieser erste bestätigte Fall von Milzbrand in der Namib-Wüste bei Wildtieren zeigt, dass die Krankheit in der Wüste und anderen trockenen Gebieten seit langem endemisch sein könnte. Der größte Teil der Namib-Wüste besteht aus Schutzgebieten, in denen Geparde und andere Arten einen wichtigen Zufluchtsort vor Konflikten mit Menschen finden. Die neuen Erkenntnisse können daher wichtig sein, um die Risiken für Geparden zu bewerten. „Obwohl nur wenige Daten vorliegen, hat keine andere Krankheit solche Auswirkungen auf die Gepardenbestände. Weitere Forschung, die zu geeigneten Schutzmaßnahmen führen kann, ist daher unbedingt erforderlich“, so Wachter. „Unsere Untersuchung zeigt zudem den hohen Wert von mittels GPS-Halsbändern aufgezeichneten Daten: Diese haben das Potenzial, neben der Bewegung und der Raumnutzung von Tieren auch zu weiteren bedeutsamen Fragestellungen wichtige Informationen zu liefern.“
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung im Forschungsverbund Berlin. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Christin Noelle, unsplash.