Im Herbst dürften die Corona-Zahlen wieder steigen – auch die Grippe-Saison naht. Droht eine enorme Belastung für Kliniken? Gesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Wieler geben eine Prognose ab.
Mit Blick auf die kommenden Monate könnten Kliniken bei gleichzeitigen Corona- und Grippewellen an ihre Belastungsgrenze stoßen, warnt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Jetzt wirbt er für eine doppelte Impfung nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen die Grippe. Auch Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), und Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), setzen sich dafür ein. Am Mittwoch (06. Oktober 2021) kamen sie in Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zur Entwicklung der Corona-Pandemie im Herbst zusammen.
Der Verlauf einer Grippe-Saison sei immer schwer vorherzusagen, sagte RKI-Chef Wieler, mit einer Zunahme der COVID-19-Fallzahlen sei allerdings zu rechnen. Es müsse verhindert werden, dass zu viele Fälle der beiden Erkrankungen parallel versorgt werden müssen, so Wieler. „Wenn viele COVID-19- und viele Grippe-Erkrankte gleichzeitig auftreten, dann werden die Krankenhäuser massiv belastet.“
Im vergangenen Herbst und Winter habe es nur wenige Influenza-Fälle in Deutschland gegeben, sagte Spahn. Das Risiko einer Grippewelle sei in diesem Jahr erhöht, da eine geringere Grundimmunität in der Bevölkerung vorhanden sei. „Bitte lassen Sie sich gegen Grippe impfen“, appellierte er an die Bevölkerung.
Aktuell liegt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI bei 62,8. In ihrem letzten Wochenbericht hatte die Behörde eine Zunahme bei den Corona-Zahlen vorhergesagt. Grund dafür sei, dass die Zahl der Geimpften immer noch zu niedrig sei und es im Herbst häufiger zu Kontakten in Innenräumen komme. So sei es auch im letzten Herbst gewesen, erinnert Spahn: Nachdem das Infektionsgeschehen zunächst stabil schien, seien die Zahlen deutlich gestiegen.
Am Influenza-Impfstoff sollte es in diesem Jahr zumindest nicht mangeln. Es sei frühzeitig zusätzlicher Impfstoff bestellt worden. Schon in den kommenden Wochen stünden 27 Millionen Dosen bereit, erklärt Spahn. Probleme wie im letzten Jahr, als die Nachfrage das Angebot zeitweise überstieg, sollten nicht wieder auftreten.
Im September hatte die STIKO eine Empfehlung herausgegeben, nach der Impfungen gegen Corona und Grippe ohne Bedenken an einem Termin erfolgen können. Der Abstand von 14 Tagen, der aus Sicherheitsgründen zunächst empfohlen wurde, sei auf Grund der aktuellen Datenlage nicht mehr nötig, so STIKO-Chef Mertens. Es biete sich für Ärzte auch an, Patienten, die zur Corona-Auffrischungsimpfung kommen, beim gleichen Termin gegen Influenza zu impfen.
Die Grippe-Impfung ist insbesondere empfohlen für über 60-Jährige, chronisch kranke Menschen, Schwangere und Berufsgruppen, die zu diesen Risikogruppen Kontakt haben. Nach ärztlicher Absprache könne aber jeder ab 12 Jahren die Impfung bekommen, sagte Wieler.
Sollte der Tweet nicht angezeigt werden, bitte Seite neu laden
Bildquelle: Kerstin Wrba, unsplash