25 Jahre Tag der Epilepsie – gemeinsam stark
Der Klassiker
Was hat Mozart mit Epilepsie zu tun? Die Studie „The Rhyme and Rhythm of Music in Epilepsy“ des Institutes am Toronto Western Hospital hat ergeben, dass das Hören einer Mozart-Komposition die Anfallshäufigkeit bei Patient*innen mit Epilepsie verringern kann. Genauer wurde die Wirkung des Stückes „Sonate für zwei Klaviere in D-Dur, K. 448“ im Vergleich zu einem anderen Hörreiz auf die Anfallsfrequenz untersucht. An der einjährigen Studie waren 13 Patient*innen beteiligt, die zwischen der Mozart Sonate und einem anderen Hörreiz wechselten. Das Ergebnis: Das tägliche Hören des Mozart Stückes hat die Anfallshäufigkeit verringert, sodass sie als zusätzliche therapeutische Option zur Verringerung der Anfallshäufigkeit von Epilepsiepatient*innen in Betracht gezogen werden kann.
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Eine ähnliche Studie wurde 2015 bei Kindern durchgeführt, die unter einer medikamentenresistenten Epilepsie leiden. Hier gab es Hinweise darauf, dass eher die Sonate K. 545 die Anfälle bei Kindern verringern könnte.
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Die heilige Krankheit
Die Ätiologie der Epilepsie galt historisch gesehen sehr unterschiedlich. Zu Beginn der griechischen Antike wurde die Epilepsie als „heilige Krankheit“ angesehen und ein Anfall wurde als Besessensein von göttlicher Macht interpretiert. Hippokrates dagegen interpretierte die Ätiologie des Krankheitsbildes erstmals als natürlichen Ursprungs und nahm an, dass ein Anfall durch kalten Schleim verursacht würde, der in das wärmere Blut einströme und beim Abkühlen zu einem Stillstand der Zirkulation führe. Im Gegensatz dazu steht die Vorstellung im Mittelalter. Ein Anfall wurde als göttliche Strafe oder dämonische Besessenheit interpretiert, sodass zu den Therapieoptionen auch ein Exorzismus gehörte. Das bekannteste Fallbeispiel aus der neueren Zeit stellt der Exorzismus der Anneliese Michel aus dem Jahre 1976 dar.
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Bis heute werden die Epilepsie-Ursachen beforscht. Nach aktuellem Kenntnisstand können sie genetisch, strukturell, metabolisch oder immunologisch sein. Zudem gibt es auch Epilepsien, von denen man die Ursache nicht kennt.
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Kunst und Krankheit
Im baden-württembergischen Kehl steht das weltweit erste und bisher einzige Museum für Epilepsie. Dieses wurde 1998 von Hansjörg Schneble, einem deutschen Neuropädiater und Epileptologen gegründet. Schwerpunktmäßig beschäftigt sich das Museum in sechs Räumen mit der wissenschaftlichen Erforschung der Epilepsie, der Diagnostik sowie der Entwicklung der Therapiemöglichkeiten. Weiterhin sind Gemälde sowie Skulpturen von Betroffenen ausgestellt. Das Museum ist sonntags von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.
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Weitere interessante Aspekte und eine Galerie zum Thema "Kunst und Epilepsie" finden Sie auch
Online im Kunstforum
von Desitin.
Referenzen
Rafiee M et al. Daily listening to Mozart reduces seizures in individuals with epilepsy: A randomized control study. Epilepsia Open 2020; 5 (2): 285-94
Lin, LC and Yang RC. Mozart's music in children with epilepsy. Translational Pediatrics 2015; 4(4):323-6
5 Fakten zu Epilepsie, unter:
https://www.rechtsdepesche.de/5-fakten-zu-epilepsie/
(zuletzt abgerufen August 2021)
Historisches zur Epilepsie, unter:
http://www.dgfe.org/home/showdoc,id,387,aid,227.html
(zuletzt abgerufen August 2021)
Website Deutsches Epilepsiemuseum unter:
http://www.epilepsiemuseum.de/deutsch/ueberdasmuseum.html
(zuletzt abgerufen August 2021)