Depression, Müdigkeit und Kopfschmerz: Von langanhaltenden Symptomen sind sowohl COVID-19- als auch Grippe-Patienten betroffen. Doch wen trifft es härter? Die Antwort liefert eine aktuelle Studie.
Sowohl COVID-19- als auch Grippe-Patienten können drei bis sechs Monate nach der Infektion unter anhaltenden Symptomen leiden. Dies geht aus einer aktuellen, retrospektiven Studie hervor, in der Forscher die Krankenakten von mehr als 270.000 COVID-19-Patienten und rund 115.000 Grippe-Patienten in den USA ausgewertet haben. Basis war die TriNetX Datenbank, die Daten zu 81 Millionen aus 59 medizinischen Einrichtungen in den USA enthält.
Die Forscher der Universität Oxford und des National Institute for Health Research (NIHR) am Oxford Health Biomedical Research Centre (BRC) fanden in ihrer Analyse Hinweise darauf, dass COVID-19-Patienten signifikant häufiger unter langfristigen Symptomen leiden als Grippepatienten: Etwa 37 % der COVID-Patienten gaben drei bis sechs Monate nach der Infektion mindestens ein langanhaltendes Symptom an. Doch auch rund 30 % der Grippe-Patienten waren von langanhaltenden Symptomen betroffen. Warum das so ist, kann die Studie nicht klären, aber es zeigt, dass Vergleichsgruppen wichtig sind.
Die Forscher fokussierten sich bei ihrer Analyse auf die folgenden neun COVID-spezifischen Symptome: Atmung, Magen-Darm-Symptome, Angstzustände/Depressionen, Brust- /Halsschmerzen, Kognitive Probleme („Brain fog“), Müdigkeit, Kopfschmerzen, Myalgie und allgemeine Schmerzen.
Bei COVID-19- und Grippe-Patienten sah der Anteil derer, die 3 bis 6 Monaten nach der Diagnose an Symptomen litten, wie folgt aus:
Angstzustände/
Depressionen
Abnormale Atmung
Magen-Darm-Beschwerden
Brust-/Halsschmerzen
Müdigkeit
Kognitive Probleme ("Brain fog")
Kopfschmerzen
Myalgie
Die drei Faktoren Schweregrad der Infektion, Alter und Geschlecht wirkten sich bei COVID-19-Patienten auf die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Long-Covid-Symptomen aus: Langzeitsymptome traten häufiger bei älteren, bei hospitalisierten Patienten und bei Frauen auf. Diese drei Faktoren wirkten sich auch darauf aus, welche Symptome am ehesten auftraten. So hatten ältere Menschen und Männer häufiger Atembeschwerden und kognitive Probleme, während junge Menschen und Frauen häufiger Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Angstzustände/Depressionen aufwiesen. Viele Patienten hatten mehr als ein Symptom des Long Covid, und die Symptome traten mit fortschreitender Zeit häufiger gemeinsam auf.
Die Analyse zeigte, dass auch Kinder, junge Erwachsene und nicht-hospitalisierte Personen von langanhaltenden Symptomen betroffen waren, allerdings seltener als die oben genannten Gruppen. Möglicherweise sind die Ergebnisse für die Allgemeinbevölkerung nicht repräsentativ, da die Krankenakten eher schwerere Verläufe beinhalten. Menschen mit blande verlaufender COVID-Infektion tauchen oft gar nicht erst in medizinischen Einrichtungen und damit in Krankenakten auf. Zudem muss angemerkt werden, dass in der Studie der Schweregrad oder die Persistenz der gemeldeten Symptome nicht bewertet wurden.
Dennoch: Die Analyse bestätigt, dass Long-Covid-Symptome ein nicht zu unterschätzendes Problem von COVID-19-Patienten sind. Allerdings zeigt sie auch, dass das kein exklusives Corona-Problem ist. Zwar sind die langanhaltenden Symptome nach COVID-19 häufiger, doch auch nach einer Grippe können Patienten auch noch Monate an Symptomen leiden.
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