Wie sieht die langfristige Immunität nach einer Corona-Impfung aus? Eine aktuelle Studie untersuchte dies bei medizinischem Personal. Dabei standen die B-Gedächtniszellen im Fokus.
Über Booster-Impfungen, die nachlassende Impfwirksamkeit und Immunogenität sechs Monate nach der Impfung gegen COVID-19 wird viel diskutiert. Die meisten Daten beschränken sich dabei auf die neutralisierende Antikörperantwort. Nun wurde eine Studie im Fachmagazin Frontiers veröffentlicht, die auch auf die B-Zell-Antwort nach der vollständigen Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer eingeht.
Insgesamt untersuchten die Forscher 145 Mitarbeiter des italienischen Gesundheitswesens im Alter zwischen 24 und 75 Jahren auf ihre Spike-spezifische Gedächtnis-B-Zell- und Antikörper-Antwort sechs Monate nach Erhalt des vollständigen Impfschutzes untersucht. Das durchschnittliche Alter der Probanden betrug 46 Jahre. Der Erhalt beider Impfdosen lag etwa drei Wochen auseinander. Blutproben entnahmen die Wissenschaftler an Tag 0, 7, 21, 28 und 160 bis 180.
Bereits 21 Tage nach Erhalt der ersten Dosis ermittelten sie einen signifikanten Anstieg im Spike-spezifischen IgG-Spiegel, mit einem durchschnittlichen Titer von 2.869. Neun Tage nach Erhalt der zweiten Dosis (Tag 28) erreichten die Antikörpertiter einen durchschnittlichen Höchstwert von 22.120. Signifikante Antikörpertiter wurden ebenfalls für Tag 90 und Tag 160 bis 180 ermittelt. Außerdem konnte kein signifikanter Einfluss des Alters der Geimpften auf die Antikörperantwort bestimmt werden, obwohl ein höherer durchschnittlicher Antikörpertiter in der Altersgruppe von 24 bis 30 Jahren (50.018) beobachtet werden konnte als in Individuen über 31 Jahren (33.632).
Neutralisierende Antikörpertiter konnten außerdem mit dem Blutplasma von Tag 28 für die SARS-CoV-2-Varianten Alpha, Beta, Gamma und Delta ermittelt werden. Des Weiteren zeigte sich ein signifikanter Anstieg in der Inhibition der Virus-Rezeptorbindung nach Erhalt der zweiten Dosis (Tag 28), jedoch wurde danach eine leichte signifikante Abnahme der Inhibition verzeichnet.
Die Zahl der SARS-CoV-2-spezifischen B-Zellen stieg signifikant nach Erhalt der zweiten Dosis an und blieb auch sechs Monate nach der Impfung signifikant höher. Die phänotypische Erscheinung der B-Zellen änderte sich während der Analysen zu den verschiedenen Zeitpunkten in Übereinstimmung mit ihren Effektor-Funktionen. Es wurde gezeigt, dass nach Erhalt der Impfung Spike-spezifische B-Gedächtniszellen, die zur Reaktivierung fähig sind, auch sechs Monate später persistieren.
So steigert sich ihre Anzahl im Blut und die Persistenz hält sechs Monate nach der Impfung an. Damit geht eine Reduktion der Antikörpertiter nach sechs Monaten einher, was die B-Zellen als entscheidenden Biomarker der Impfimmunität hervorhebt, erklären die Forscher. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass bei in vitro-Restimulation zirkulierende Spike-spezifische B-Gedächtniszellen, die durch den Biontech-Impfstoff hervorgerufen werden, in der Lage sind, sich zu reaktivieren und in IgG- oder IgM-sezernierende Zellen zu differenzieren.
Die B-Gedächtniszellen sind insofern wichtig, als dass sie eine langfristige humorale Immunantwort auslösen, indem sie jederzeit bei Bedarf die speziellen Antikörper produzieren können.
Eine ähnliche Studie hat sich mit der Zahl der Antikörper in Patienten beschäftigt, die sich von einer SARS-CoV-2-Infektion erholt haben oder mit einem mRNA-Impfstoff geimpft wurden. Dort wurde ebenfalls festgestellt, dass der Antikörpertiter zwar mit der Zeit sinkt, die Spiegel der B-Gedächtniszellen aber auch nach sechs Monaten konstant bleiben. Die spezifischen Antikörper, die von den B-Gedächtniszellen produziert werden, entwickelten sich auch weiter. So reagierten die B-Zellen einen Monat nach der Infektion nicht auf bestimmte SARS-CoV-2-Varianten, jedoch erkannten sie sechs Monate später fast alle Virusvarianten.
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„Antikörper können sich weiterentwickeln und leistungsfähiger werden“, sagt Prof. Michel C. Nussenzweig von der Rockefeller University und Autor der Studie. „Die adaptive Immunität ist entscheidend für die Virusbeseitigung.“
Zwar zeigen zahlreiche Studien, dass die Impf- bzw. Infektionsinduzierten Antikörper-Titer mit der Zeit wieder abnehmen. Und auch diese Studie hat ihre Limitierungen – unter anderem die fehlende Kontrollgruppe oder die recht kleine Stichprobengröße. Dennoch reihen sich die Ergebnisse in Studien ein, die die Bedeutung der B- und T-Zell-Antwort als wichtigen Faktor der anhaltenden Immunität gegen SARS-CoV-2 hervorhebt (wir berichteten). Auch wenn es immer mehr Hinweise gibt, dass Risikogruppen von einer abnehmenden Immunität betroffen sind, können gesunde Genesene oder Geimpfte eine länger anhaltende B- und T-Zell-Antwort vorweisen und sollten dadurch vor schweren Infektionen oder Hospitalisierungen geschützt sein.
Bildquelle: National Cancer Institute, Unsplash