Ein neuer Schnelltest unterscheidet zuverlässig zwischen bakteriellen und viralen Infektionen - bislang nur im Labor und bei kleinen Studien. Der Siegeszug in Richtung Praxis steht bevor: ein Beitrag gegen überflüssige Antibiotika-Verordnungen.
Eine gute und eine schlechte Nachricht: Niedergelassene Ärzte verordnen Antibiotika immer zurückhaltender. Das fanden Wissenschaftler am Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) Ende 2014 heraus. Ihr Versorgungsatlas zeigt aber auch gefährliche Tendenzen: Immer häufiger stehen Reserveantibiotika auf der Verordnung – ohne medizinische Not. Und im „Faktencheck Antibiotika bei Kindern“ warnen Forscher der Bertelsmann Stiftung vor dem allzu freizügigen Einsatz, ohne bakterielle Infektionen überhaupt nachgewiesen zu haben. Genau hier setzen verschiedene Arbeitsgruppen an.
Bislang ließen sich virale oder bakterielle Infektionen beim Kinderarzt kaum auf die Schnelle unterscheiden. Grund genug für Mediziner, erst einmal Antibiotika zu verordnen. Eran Eden von MeMed Diagnistics aus dem israelischen Tirat Carmel hat zusammen mit Kollegen jetzt einen Test entwickelt. Als Basis dienten Proben von Patienten mit bekanntem bakteriellem oder viralem Infekt. Bei Proteomanalysen identifizierten Forscher rund 600 Proteine in Zusammenhang mit Viren. Letztlich wurde der TNF-related apoptosis-inducing ligand (TRAIL) zum aussichtsreichsten Kandidaten für die weitere Studie. Besonders praktisch: Der TRAIL-Spiegel steigt bei viralen Infekten an, vermindert sich jedoch bei bakteriellen Erkrankungen.
Ihr neues Testverfahren auf Basis von TRAIL erprobten Wissenschaftler bei rund 1.000 Patienten mit bekanntem Infekt. Zusätzlich erfasste das Team CRP-Werte. Das C-reaktive Protein ist bei viralen Infekten leicht und bei bakteriellen Infekten stark erhöht. Hinzu kam IP-10 (interferon-gamma induced protein 10 kD) als Marker für Infektionen. Beim TRAIL-Schnelltest lagen in 99 Minuten alle Ergebnisse vor. Die drei Komponenten führten zu einer Sensitivität und Spezifität von über 90 Prozent. Bakterien und Viren ließen sich Eden zufolge besser unterscheiden als mit marktüblichen Tests.