Leichte Fetteinlagerungen gehören beim Schweinefleisch dazu. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass vermehrt krankhafte Muskelveränderung bei Mastschweinen auftreten – das gibt Rätsel auf.
Forscher der Uni Wien haben in einer Studie das Muskelgewebe mehrerer Schlachtschweine untersucht, nachdem österreichische Tierärzte eine Auffälligkeit bei Mastschweinen meldeten. Die Gesäßmuskulatur der Tiere war massiv mit Fett infiltriert – zum Teil sogar durch Fett ersetzt. Bei einer histopathologischen Auswertung der Gewebeproben sowie einer Befragung mehrerer fleischbeschauender Tierärzte aus der Regionkam das Team zu dem Schluss, dass es sich um eine nicht seltene Muskelerkrankung handelt.
„Die Erhebung über das Auftreten von fettigen Muskelerkrankungen bei Mastschweinen ergab, dass dieses Phänomen in der Steiermark am häufigsten, aber auch in Oberösterreich und Niederösterreich zu beobachten ist. Betroffen waren vor allem Gesäß- und Lendenmuskeln, wobei ca. 20 bis 40 % der betroffenen Muskeln durch Fett ersetzt waren. Fettige Muskeldystrophie ist damit bei Schweinen weder ungewöhnlich, noch selten“, sagt Studienautor Dr. Lukas Schwarz.
Für die Muskelerkrankung könne es verschiedene Ursachen geben. Erstmals wurde 2013 in Japan bei einem Schwein eine der Becker-Muskeldystrophie (BMD) vergleichbare Erkrankung diagnostiziert – eine Muskelerkrankung, von der auch Menschen betroffen sind. Die Forscher konnten für die österreichischen Schweine, zumindest aus immunhistochemischer Sicht, eine Erkrankung diagnostizieren, welche mit einer Störung der Dystrophinbildung einhergeht. Dystrophin ist ein wichtiges Struktureiweiß, welches für die ordnungsgemäße Funktion von Muskeln notwendig ist. Da über den ursächlichen Mechanismus der fettigen Muskeldystrophie nur spekuliert werden kann, sind weitere Untersuchungen erforderlich.
„Erstens ist abzuklären, ob die Ursache umweltbedingt oder genetisch bedingt ist. Falls es sich um genetische Ursachen handelt, wäre es entscheidend, die zugrundeliegende genomische Architektur zu entschlüsseln. Darüber hinaus sollte die Verbreitung innerhalb unterschiedlicher Schweinerassen und -linien nicht nur in Österreich, sondern auch weltweit untersucht werden, um verlässliche Aussagen über die Ausbreitung der Krankheit treffen zu können“, betont Studienautorin Andrea Ladinig.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Hier findet ihr die Originalpublikation.
Bildquelle: Phoenix Han, Unsplash