Multiresistente Keime sind eine weltweit wachsende Bedrohung. Resistenzmechanismen zu verstehen spielt dabei eine zentrale Rolle. Forscher haben nun die Struktur eines der wichtigsten Transportsysteme erfasst.
Für den klinischen Alltag ist die Resistenz von Mikroorganismen gegen Wirkstoffe, speziell gegen Antibiotika, ein großes Problem. Die Zahl resistenter Mikroben nimmt dabei drastisch zu. Deshalb können Infektionen inzwischen wieder für Menschen lebensbedrohlich werden, die bereits mit modernen Medikamenten besiegt schienen. Die Situation wird weiter dadurch kompliziert, dass vermehrt multiresistente Keime auftreten, die gleich vor mehreren Antibiotika oder anderen Wirkstoffen gefeit sind.
Die Forschung untersucht bereits seit längerem die Mechanismen, mithilfe derer sich Mikroben gegen für sie giftige Stoffe wappnen. Unter anderem transportieren sie die Giftstoffe aktiv aus der Zelle heraus, bevor sie Schaden anrichten können. Sie nutzen dazu spezielle Membrantransportproteine. Insbesondere in eukaryotischen Mikroben wie Pilzen gehören Membranproteine der Familie der ABC-Transporter („ATP binding cassette“) an; sie exportieren die Giftstoffe, indem sie den zellulären Energieträger ATP aufspalten.
Ein deutsch-britisches Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Lutz Schmitt vom Institut für Biochemie der HHU stellt in einer aktuellen Publikation in Nature Communications die dreidimensionale Struktur des ABC-Transporters Pdr5 aus einem Pilz in mehreren funktionalen Zuständen vor. Sie bestimmten diese Strukturen mithilfe der Einzelpartikel-Kryoelektronenmikroskopie, mit der insbesondere biologische Moleküle mit höchster Auflösung und in ihrer natürlichen Form untersucht werden können, indem sie schockgefroren werden.
Das Forschungsteam zeigte, dass Pdr5 nicht nur ein zentrales Transportprotein ist, durch das die Membranprotein-vermittelte Resistenz bewirkt wird. Anhand der aufgelösten Strukturen konnte sowohl die Substratbindestelle lokalisiert, als auch der Transportzyklus definiert werden.
Pdr5 stellt seit mehr als 30 Jahren das Modellsystem für PDR-Proteine aus humanpathogenen Pilzen wie etwa Candida albicans dar. Die neuen Ergebnisse helfen zu erklären, was auf molekularer Ebene ein einziges Membranprotein befähigt, viele strukturell unterschiedliche Moleküle effizient am Eintritt in die Zelle zu hindern bzw. effizient aus der Zelle herauszutransportieren. Auf dieser Grundlage kann nun begonnen werden, gezielt neue Wirkstoffe zu designen, die den Resistenzen entgegenwirken.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Die Originalstudie findet ihr hier und im Text.
Bildquelle: Michael Schiffer, unsplash