Welche Behandlungsmethode bei Hirnmetastasen am effektivsten ist, kann wegen schlechter Datenlage kaum festgelegt werden. Das IQWiG möchte nun eigene Auswertungen vornehmen.
Zur Behandlung von wenigen Hirnmetastasen gibt es mehrere Alternativen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vergleicht aktuell, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Behandlungsmethoden bieten. Bei Sichtung der verfügbaren Daten über die einmalige stereotaktische Radiochirurgie (SRS) im Vergleich zur mikrochirurgischen Resektion oder zur Ganzhirnbestrahlung (GHB) kamen die Wissenschaftler jedoch an ihre Grenzen: Mangels belastbarer Daten, konnten sie bisher jedoch keinen höheren Nutzen oder Schaden einer bestimmten Technik ableiten.
Das Forscherteam fasste zusammen, dass gegenüber einer Resektion die SRS den Vorteil, dass sie ambulant durchgeführt werden kann und weniger invasiv ist. Durch die einmalig Bestrahlung wird außerdem das Risiko strahlenbedingter Schäden reduziert und gesundes Gewebe geschont. Weiterhin zeigten Patienten nach einer SRS gegenüber der GHB eine deutlich geringere Beeinträchtigung ihrer Gedächtnisleistung. Bei 50 bis 60 % der Patienten, bei denen einzelne Hirnmetastasen operativ entfernt wurden, entwickelt sich innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach Resektion ein lokales Rezidiv – Sowohl die GHB als auch die SRS können dann postoperativ genutzt werden, um dies zu verhindern.
Dennoch: Eine verlässliche Abwägung zu Nutzen oder Schaden scheint derzeit nicht möglich, so das IQWiG. Zwei angekündigte US-amerikanische Studien zu diesem Thema wurden bisher nicht veröffentlicht. Anhand der vorliegenden Daten bleibt bspw. unklar, ob diese Vorteile mit einer höheren Sterblichkeit einhergehen könnten.
„Es hat sich aufgrund ausgeprägter Präferenzen in der Vergangenheit als schwierig erwiesen, [...] Patienten mit Hirnmetastasen randomisierte klinische Studien zum Vergleich von nicht operativer, strahlentherapeutischer Behandlung auf der einen und neurochirurgischer Operation auf der anderen Seite durchzuführen. Daher wäre es sehr wichtig, zu den beiden bereits abgeschlossenen Studien vollständige Ergebnisse zu erhalten", so das IQWiG. Das Institut plant sich an die Institutionen in den USA wenden, um bald valide Aussage treffen zu können. „Das Nicht-Veröffentlichen der Ergebnisse klinischer Studien ist leider insbesondere im akademischen Bereich weiterhin ein weit verbreitetes Übel“, sagt Stefan Sauerland, des IQWiG. „Es behindert den medizinischen Fortschritt und macht eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung sehr schwierig“.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Bildquelle: Markus Spiske, unsplash.