In einer Studie haben Forscher der Universität Göteborg Arbeiten überprüft, die sich mit Hormonbehandlungen während der Menopause befassen. Dabei fiel auf, dass viele davon fehlerhaft sind.
Eine Hormonersatztherapie während der Wechseljahre bringt viele Vorteile, wie etwa die Linderung von Hitzewallungen und Nachtschweiß – dennoch birgt eine Behandlung mit Östrogen auch Risiken. Das Bild ist komplex, die wissenschaftlichen Beweise jedoch dürftig und nicht immer stichfest, dies zeigt eine aktuelle Studie der Universität Göteborg.
Ein Forschungsteam überprüfte zahlreiche Veröffentlichungen und Datenbankeinträge, die sich mit der Hormontherapie in den Wechseljahren befassen. Dabei legte Erstautor Guo-Qiang Zhang den Fokus auf die wissenschaftliche Aussagekraft der Veröffentlichungen und überprüfte die Evidenz und Methoden der bisherigen Studien.
Frühere Studienergebnisse zeigen, dass Frauen, die eine Östrogensubstitution erhalten, ein geringeres Risiko für Knochenfrakturen, Diabetes sowie Speiseröhren-, Magen- und Dickdarmkrebs haben. Allerdings ist ihr Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden oder ein Blutgerinnsel, Gallenblasenerkrankungen sowie Brust- und Eierstockkrebs zu entwickeln deutlich höher.
Nach Sichtung der Publikationen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Qualität der bisherigen Forschung gering oder nur mäßig gut ist. Dies zeige nicht, so das Autorenteam, dass bisherige Forschungsergebnisse falsch sind, dennoch seien methodische Fehler begangen worden. Dies gilt zum Beispiel für klinische Daten, die darauf hindeuten, dass eine Östrogenbehandlung in den Wechseljahren das Risiko einer koronaren Herzerkrankung verringert.
Ähnlich wenig aussagekräftig sei die Forschung zu den Auswirkungen der Hormontherapie auf die Gesamtsterblichkeit bei Frauen im Alter von bis zu 60 Jahren oder in den zehn Jahren nach der letzten Regelblutung, so die Forscher.
„Bei der Hormonbehandlung in den Wechseljahren besteht ein komplexes Gleichgewicht zwischen Nutzen und Risiken für die Gesundheit und die Gesamtbewertung, die wir vorgenommen haben, ergab, dass die Qualität der verfügbaren systematischen Übersichten von mäßig bis schlecht reicht", erklärt Zhang.
„Das gesamte Wirkspektrum sowie die Vorstellungen und Präferenzen der Frauen müssen bei Behandlungsentscheidungen berücksichtigt werden. Auch nichthormonelle Therapien können in Betracht gezogen werden. Forscher sollten auch die Aussagekraft der Beweise in den systematischen Übersichten bewerten", so Zhang abschließend. Nach den derzeitigen Leitlinien kann bei unangenehmen Wechseljahresbeschwerden und bei erhöhtem Osteoporoserisiko eine Behandlung mit Östrogen angeboten werden, sofern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gering ist und keine weiteren Gründe gegen eine Östrogenbehandlung sprechen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung des Schwedischen Forschungsrats (The Swedish Research Council). Die Originalpublikation findet ihr im Text und hier.
Bildquelle: Adam Nieścioruk, unsplash.