Das Abdecken von „High-Touch-Oberflächen“ mit silberimprägnierter Folie könnte die Kontamination mit klinisch relevanten Erregern deutlich verringern. Das zeigt eine Studie.
Der Krankenhausumgebung wird bei Überlegungen über Maßnahmen zur Infektionskontrolle eine immer entscheidendere Bedeutung beigemessen, da sich die Hinweise auf ihre Rolle für die Übertragung von Bakterien verdichtet haben. Eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion sind die bisher genutzten Maßnahmen zur Verringerung des Infektionsrisikos, doch das ist – in der erforderlichen Qualität – ein zeit- und ressourcenaufwändiger Prozess.
Eine Schweizer Studie, durchgeführt von Professor Andreas Widmer und Kollegen am Universitätsspital Basel, untersuchte die antimikrobielle Wirksamkeit einer Folie aus Polyvinylchlorid (PVC), die einen integrierten Wirkstoff auf Silberbasis mit 2 % Silberionen enthält.
Ein alternativer Ansatz zur herkömmlichen Reinigung und Desinfektion ist die Verwendung von selbstdesinfizierenden Oberflächen, die das Überleben von Krankheitserregern erschweren und eine weniger gründliche Reinigung erfordern, um eine sichere Umgebung in den Patientenzimmern zu schaffen. In der Studie wurde eine mit Silber imprägnierte PVC-Folie auf berührungsintensive Oberflächen in Patientenzimmern aufgebracht, bei denen eine hohe Kontamination mit bakteriellen Krankheitserregern zu erwarten war. Die Forscher stellten fest, dass die Kontaminationsraten auf den mit Folie bedeckten Oberflächen signifikant niedriger waren als auf den Oberflächen ohne Folie. Insgesamt entnahmen sie 403 Abstriche: 201 von der antimikrobiellen Folie, 202 von unbeschichteten Kontrollflächen. Bei 79 Abstrichen waren die Kulturen negativ, hiervon waren 53 (67 %) von der antimikrobiellen Folie und 26 (33 %) von den Kontrollflächen entnommen worden.
Insgesamt wurde die durchschnittliche Keimzahl um mehr als das 60-fache reduziert, während die mittlere Keimbelastung auf unbehandelten Kontrollflächen mehr als dreimal so hoch war wie auf der antimikrobiellen Folie. Ein großer Unterschied zwischen Mittelwert und Median hing mit der großen biologischen Variabilität der Keimdichte auf den verschiedenen Oberflächentypen zusammen. Die höchste Reduktion wurde bei Proben beobachten, die am WC entnommen wurden. Hier konnte eine signifikante Reduktion von 2 log10 KBE beobachtet werden.
Das Team entdeckte auch, dass klinisch wichtige Bakterien – insbesondere Enterokokken – auf den mit Folie bedeckten Oberflächen deutlich seltener vorkamen und die antimikrobielle Wirkung auch noch nach sechs Monaten vorhanden war. Die Forschungsergebnisse wurden auf dem diesjährigen European Congress of Clinical Microbiology & Infectious Diseases (ECCMID) vorgestellt.
Die Autoren schlussfolgern: „Eine Folie, die einen integrierten Wirkstoff auf Silberbasis enthält, verringert effektiv die Belastung mit krankheitsverursachenden Bakterien über einen 6-monatigen Studienzeitraum.“ Sie fügen hinzu: „Selbstdesinfizierende Folien oder ähnliche antimikrobiell präparierte Oberflächen könnten dazu beitragen, die Übertragung insbesondere von grampositiven Erregern aus der Umwelt zu verhindern. Viele Studien bestätigen eine schnelle Rekolonisierung (Reinfektion) von Krankenhausoberflächen – selbst nach einer gründlichen Desinfektion. Daher könnten solche selbstdesinfizierenden Folien in bestimmten Bereichen des Gesundheitswesens wie Transplantationsabteilungen oder auch bei Ausbrüchen wie der derzeitigen SARS-CoV-2-Pandemie wünschenswert sein.“
Weitere Forschung solle außerdem auf die antivirale Wirkung solcher Oberflächen ausgedehnt werden, da die mit Silber imprägnierte PVC-Folie in Versuchen auch gegen eine andere Art Coronavirus, das humane Coronavirus HCov-229E, gewirkt habe.
Die Originalpublikation findet ihr hier.Bildquelle: Nick Fewings, unsplash