Natürliche Killerzellen tragen entscheidend zur frühen Immunantwort bei SARS-CoV-2-Infektionen bei. Warum sie es bei schweren COVID-19-Verläufen aber schwer haben, zeigt jetzt eine Studie.
Bisher war unklar, inwieweit natürliche Killerzellen zur Entstehung und Entwicklung bei schwerem COVID-19-Verlauf beitragen. Forscher der Universität Bonn und des DZNE konnten nun zusammen mit einem internationalen Team in einer Multicenter-Studie die Rolle von NK-Zellen bei COVID-19 im Detail untersuchen.
„Bereits im sehr frühen Stadium einer schweren Infektion zeigen NK-Zellen einen spezifischen, molekularen Fingerabdruck, der auf einen Einfluss von sogenannten Typ-I-Interferonen zurückzuführen ist. Begleitet wird das von einer beträchtlichen Funktions-Störung, die über mehrere Wochen anhält“, sagt Prof. Jacob Nattermann, Studien-Leiter und Leiter der Hepatogastroenterologie der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Universitätsklinikum Bonn (UKB).
Die Forscher untersuchten in regelmäßigen Abständen Blutproben von 205 Probanden teilweise von der ersten bis zur sechsten Woche nach der Infektion. So konnten sie die molekularen Eigenschaften und Funktionen der Zellen im zeitlichen Verlauf einordnen.
„Bei NK-Zellen von COVID-19-Patienten mit moderaten Symptomen zeigte sich am Anfang ebenfalls eine leichte Hemmung der Funktionen, aber dies hat sich nach kurzer Zeit wieder normalisiert“, berichtet Prof. Joachim Schultze, Co-Leiter der Studie und Direktor der Systemmedizin am DZNE.
Da eine schwere SARS-CoV-2-Infektion meist von einer Lungenfibrose begleitet wird und NK-Zellen für ihre antifibrotischen Eigenschaften bekannt sind, wurde auch dieser Aspekt näher untersucht. „Drei Wochen nach Infektion waren bei schweren Verläufen molekulare Muster in den NK-Zellen zu erkennen, die bereits bei anderen Immunzellen im Kontext der Fibrosebildung bekannt sind. Passend dazu haben diese NK-Zellen ihre Kapazität, Gewebevernarbungen zu verhindern, erheblich verloren. Dies hat möglicherweise einen Einfluss auf den Umbau des Bindegewebes in der Lunge“, ergänzt Dr. Anna Aschenbrenner, ebenfalls Co-Leiterin der Studie und am Life & Medical Sciences (LIMES) Institut der Universität Bonn sowie am DZNE tätig.
„Inwieweit diese Ergebnisse einen therapeutischen Ansatz unterstützen, muss in nachfolgenden Studien untersucht werden. Allerdings haben wir hier ein gutes Fundament für das Verständnis von NK-Zellen bei der Entstehung und Entwicklung von COVID-19 geschaffen“, sagt Dr. Benjamin Krämer von der Allgemeinen Inneren Medizin I des UKB, einer der Erstautoren.
Dieser Artikel basiert auf einer Pressemitteilung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Die Studie haben wir euch hier und im Text verlinkt.
Bildquelle: Jonathan Kemper, unsplash